Rezension: TNG – „Indistinguishable from Magic“

Bei diesem Roman handelt es sich um den 7. TNG-Roman der sogenannten „Second Decade“, also zu jener Relaunch-Reihe, die zeitlich nach dem Kinofilm „Nemesis“ angesiedelt ist. Weiters ist „Indistinguishable from Magic“ der zweite TNG-Roman, der nach der großen, epischen „Destiny-Trilogie“ spielt.

Ich habe doch ziemlich lange gebraucht, bis ich durch diesen Roman durch war, und er hinterlässt einen ziemlich zwiespältigen Eindruck. Was mir jedenfalls bei diesem Buch deutlich auffiel:

  • Es war ursprünglich geplant gewesen, die Geschichte als zwei getrennte Romane herauszubringen. Obwohl es keinen formalen Übergang gibt, kann man trotzdem genau erahnen, wo die Trennung hätte erfolgen sollen.
  • Das Buch hätte ursprünglich nicht als TNG-Roman sondern allgemein unter dem Titel „Star Trek“ herauskommen sollen. Die Enterprise-E spielt tatsächlich kaum eine Rolle, lediglich Geordi ist von der Stammcrew dabei. Trotzdem ist die Bezeichnung als TNG-Roman durchaus angebracht, dazu aber weiter unten mehr.
  • David McIntee hat einen sehr gewöhnungsbedürftigen Stil. Erinnert mich fast ein wenig an mein „Romulan War“-Projekt, bei dem ich allerdings auch den Faktor einer möglichen Verfilmbarkeit bewusst berücksichtigt habe. „Indistinguishable from Magic“ ist ähnlich geschrieben, mit teilweise sehr kurzen Absätzen und vielen aufeinander folgenden Schauplatzwechsel. Das ganze wirkt über weite Strecken wie die Abschrift einer TV-Folge.

Der Geschichte kann man attestieren, dass sie zumindest nicht langweilig wird. Irgendwas passiert immer, allerdings nimmt sich McIntee auch manchmal zu wenig Zeit für Beschreibungen und Erklärungen. Was ihm aber gut gelungen ist, ist die Stimmung der TNG-Serie rüberzubringen. Man fühlt sich an Bord der Challenger (die statt der Enterprise-E das Hauptschiff in diesem Roman ist) gleich wohl. Auch die Stimmung auf der Intrepid (einem NX-Klasse-Raumschiff) ist schön beschrieben worden und man wird richtig nostalgisch. Das mag allerdings damit zusammenhängen, dass sich diese beiden Locations leicht Visualisieren lassen, da sie bereits ausreichend bekannt sind. An anderer Stelle des Romans schafft McIntee eine solche Visualisierung nicht.

Mit zwei bekannten Schiffsklassen im Mittelpunkt bedient sich der Roman also zwei sehr vertrauten Locations. Aber zusätzlich kommen noch jede Menge aus TNG bekannte Charaktere dazu, die sich in den beiden Geschichten tummeln und damit übertreibt es McIntee leider deutlich. Nichts gegen Crossover, aber hier läuft Geordi so ziemlich jedem über den Weg, dem er im Verlauf von 7 TNG-Staffeln begegnet ist. Zählt mal mit: Scotty, Guinan, Reg Barclay, Alyssa Ogawa, Leah Brahms, Sonya Gomez, Berlinghoff Rasmussen, Bok, Sela und dazu noch Spock und Nog sowie einige Crewmitglieder der USS Hera. Das ist doch ein bisschen ein Overkill (bzw. „Crossoverkill“ ;-)).

Im Grunde könnte ich mit dem Großteil der sehr bekannt wirkenden Gesichter an Bord der Challenger gut leben, wenn der Roman eine Art „Pilotfilm“ für eine eigene Buchserie über das Ingenieursschiff Challenger darstellen würde. Zumindest ab dem Tod des regulären 1. Offiziers war klar, dass Geordi wohl längere Zeit an Bord bleiben würde. Dass er bereits in der Mitte des Buches zum Captain des Schiffes wird, kam dann aber noch schneller als erwartet zustande. Für einen „Pilotfilm“ wäre das absolut okay gewesen, wenn hier der Weg für eine weitere Romanreihe geebnet worden wäre. Dieser Weg führt jedoch plötzlich ins Nichts, als die Challenger vernichtet wird, die Crew sich wieder in alle Winde verstreut und Geordi auf die Enterprise-E zurückkehrt.

Das stört mich am Buch neben ein paar heftigen Passagen Technobabble und übertriebenem Tempo am meisten: Dass hier am Schluss ein riesiger Reset-Button gedrückt wird. Die einzige wirkliche Konsequenz der Geschichte – die immerhin zwischenzeitlich Geordi zum Captain seines eigenen Schiffes gemacht hat! – ist, dass DaiMon Bok tot ist. Das war es schon. Weltbewegenderes hat sich nicht ereignet und hätte man Bok für diese Geschichte nicht ausgegraben, es hätte ihn wohl auch keiner vermisst.

Okay, am Ende wird Scotty für tot gehalten, aber die Hintertür, durch die er zurückgebracht werden kann, steht sperrangelweit offen. Die Annahme seines Todes hat aber zumindest eine schöne Spock-Szene am Schluss beschert.

Ich gebe dem Buch lediglich 2 von 6 Sterne. Es war stilistisch sonderbar und inhaltlich nichts besonders, hätte aber das Potenzial gehabt.

Anmerkungen:

Langsam muss man auch die Frage stellen, ob „Destiny“ dem Star Trek-Universum abgesehen vom Ende der Borg was gebracht hat. Ich habe zwar die Typhon Pact-Reihe noch nicht gelesen (hat aber auch keine besonderen Rezensionen bekommen), aber mal abgesehen von „A Singular Destiny“ (was ich persönlich noch zur eigentlichen Destiny-Reihe zähle) und TNGs „Losing the Peace“ habe ich bisher eigentlich keine Geschichten gelesen, die großartig anders ablaufen hätten müssen, wenn es „Destiny“ nicht gegeben hätte. Das ST-Universum verändert hat die Reihe nicht wirklich. Zumindest scheinen die meisten Autoren ziemlich unbeeindruckt davon zu sein.

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