Rezension: ETP – „The Romulan War: To Brave the Storm“

Vorweg ein paar Informationen: „To Brave the Storm“ ist bereits das Finale des „Romulan War“-Zweiteilers von Michael A. Martin und der fünfte Roman des „Enterprise“-Relaunch. Ich habe leider zu vorangegangenen Relaunch-Romanen dieser Serie noch keine ausführlichen Reviews verfasst, die ich hier im Blog veröffentlichen könnte, aber kurz zusammengefasst: Wie die Autoren Mangels und Martin meine Lieblings-Star Trek-Serie in Romanform fortgesetzt haben, gefiel mir nicht besonders gut. Aber ich war doch hoffnungsvoll, dass Michael A. Martin zumindest noch ein großes Finale des irdisch-romulanischen Krieges zusammenbringt. Leider Fehlanzeige!

Enttäuschend. So lautet vorweg genommen schon einmal das Fazit zu diesem „Roman“ und ich setze diese Bezeichnung ganz bewusst unter Anführungszeichen. Denn was Michael Martin hier abgeliefert hat, entbehrt so ziemlich allem, was man sich

  1. von einem Roman allgemein erwartet und
  2. von einem Roman zu einem so wichtigen Ereignis wie dem romulanischen Krieg erwartet.

Anstatt eine epischen, spannenden und wendungsreiche Geschichte vorzulegen, macht Martin dort weiter, wo er im ersten „The Romulan War“-Roman „Beneath the Raptor’s Wing“ aufgehört hat. Dort hatte es mich noch nicht so sehr gestört, dass er den Beginn des Krieges eher episodenartig erzählt hat, wobei die meisten dieser Episoden noch zumindest interessant, wenngleich schon damals nicht sonderlich spannend waren. Aber genauso wie Michael Martin das erste Kriegsjahr abgehandelt hat, handelt er in „To Brave the Storm“ gleich den ganzen Rest des Krieges ab.

Dabei sind die „Episoden“ am Beginn noch ganz okay. Archer und T’Pol sprechen auf Kronos vor und erhalten von den Klingonen eine Absage. Und Trip ist auf Vulkan und jagt dem Romulaner Terix hinterher. Doch dann? Dann quatscht Minister Samuels mit der draylaxianischen Abgeordneten über deren Koalitionsbeitritt, T’Pol untersucht ein Schiffswrack, dessen Havarie überhaupt nichts mit dem Krieg zu tun hatte und wir erfahren von Archers mangelnder Körperhygiene und was er und T’Pol zum Frühstück essen. Und bei dem Gespräch, das die beiden führen, kann ich mich Archer nur anschließen: Extrem ärgerlich, dass die NX-Klasse-Schiffe nicht an die Kriegsfront dürfen. Aber ich gebe anders als Archer nicht Admiral Gardener die Schuld, sondern dem Autor, der ja in den vorherigen Romanen unbedingt die NX-Klasse in eine technologische Sackgasse manövrieren musste (was er dann in einer kurzen Episode zwischendurch schnell mal behebt, ohne dass aber wirklich danach noch darauf eingegangen wird, zumal man hier Richard Daystroms Duotronik schon vorweg zu nehmen scheint).

Wieder einmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Martin (wie auch Andy Mangels) die Serie entweder nicht mochte und deshalb so lieblos mit der Enterprise umgeht, oder er sich einfach unfähig fühlte, eine wirklich große Kriegsgeschichte zu schreiben und die Enterprise deshalb an Nebenschauplätze schickte. In den ersten zwei Drittel des „Romans“ passiert so gut wie überhaupt nichts Relevantes. Dauernd wird darüber gesprochen, wie schlimm der Krieg ist und wie schlecht die Menschheit da steht. Aber von wirklichen Kampfhandlungen hört und sieht man so gut wie gar nichts. Das kleine Geplänkel bei einem vissianischen Außenposten (der später in der Story auch keine Rolle mehr spielen wird) ist lange Zeit das höchste der Gefühle.

Kurioserweise geht es auch in jenen Passagen, die aus Sicht der Romulaner geschrieben sind, kaum um den Krieg. Zumindest nicht um jenen mit der Erde, sondern gegen die nicht genauer definierten Haakonianer (Ich will hoffen, dass die nicht mit der gleichnamigen Delta-Quadrant-Spezies verwandt sind.) sowie die Untergrundbewegung, die an Warp-7-Schiffen baut.

Einigermaßen lesenswert wird das Buch erst ab jenen Ereignissen, die im Jahr 2160 spielen, wenn es auf die Schlacht bei Cheron zu geht. Bereits das letzte Drittel des Buchs! Hier kommt nach Hunderten von Seiten endlich mal so etwas wie ein „Roter Faden“ in die Kriegshandlung und es wird – etwas – spannender. Die Schlacht selbst ist dann gar nicht so schlecht beschrieben, aber in ihrer Auflösung auch ziemlich einfach. Dennoch waren die Episoden gegen Ende hin zumindest wieder auf dem Niveau von „Beneath the Raptor’s Wing“ und schön zu lesen. Auch der Schlussteil mit Trip, der unter dem Decknamen „Michael Kenmore“ (hier werden Stargate: Atlantis-Kenner hellhörig) auf Vulkan zusammen mit T’Pol lebt, hat mir gut gefallen. Wohl auch, weil es in eine ähnliche Richtung geht wie der Schluss meiner eigene „The Romulan War“-Trilogie.

FAZIT zu „To Brave the Storm“

„To Brave the Storm“ ist allein vom Titel her schon Etikettenschwindel. Mit Ausnahme der letzten Schlacht ist der Krieg ein laues Lüftchen, mehr nicht. Michael Martin hat hier riesengroßes Potenzial verschenkt und ich frage mich ehrlich, ob ihm das überhaupt bewusst ist. Wegen des Schlusses bekommt der „Roman“ von mir gerade noch 2 von 6 Sterne. Aber wer wirklich eine spannende Version des irdisch-romulanischen Krieges lesen möchte, dem rate ich mal ganz unverschämt zu meiner canon-treueren FanFiciton: „The Romulan War“ – Die Trilogie


FAZIT zum „Enterprise“-Relaunch allgemein

„Canon-Treue“ wurde im Relaunch ja schon mit dem Roman „The Good that men do“ über Bord geworfen. Nachträglich müssen sich die Autoren die Frage gefallen lassen: Warum? Der Relaunch liefert nicht wirklich einen guten Grund und erst recht keine Erklärung, warum im 24. Jahrhundert gedacht wird, die Ereignisse der TV-Folge „Dies sind die Abenteuer …“ hätten sich im Jahr 2161 so zugetragen wie man sie auf dem Holodeck sieht. Mit den Begriffen „Koalitionsgründung“ und „Föderationsgründung“ wird lustig herumjongliert, Sterbedaten von berühmten Persönlichkeiten werden mal schnell über den Haufen geworfen. Nur damit Trip als Spion bei den Romulanern eingeschleust werden konnte? Da hätte man die letzte Serienfolge nicht umwerfen müssen bzw. sich gar nicht daraus bedienen müssen, denn das Finale spielt ja (lt. Canon) immerhin über ein halbes Jahrzehnt später.

Tja, das dürfte es dann wohl für längere Zeit mit „Enterprise“ in Romanform gewesen sein. Wenn es ein totales Ende sein sollte, dann ist es ein trauriges Ende, denn nachdem Dave Stern wirklich hervorragende Romane vor dem Relaunch geschrieben hat, sind die Romane von Mangels & Martin leider in Summe nicht besonders gut geraten.

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