Rezension: TOS – „A Contest of Principles“

Anfang November 2020 erschien Greg Cox‘ neuer Star Trek-Roman zur klassischen Serie und der Zeitpunkt war sicher nicht zufällig gewählt: Passend zur damals stattfindenden US-Präsidentschaftswahl thematisiert auch „A Contest of Principles“ eine Wahl: Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur wird auf dem Planeten Vok wieder eine demokratische Wahl abgehalten und die Crew der Enterprise wird entsandt, um als unabhängige Wahlbeobachter zu fungieren und dafür zu sorgen, dass keines der beiden Lager – eines angeführt von einem General des alten Regimes und das andere von einer pazifistisch eingestellte Gegenkandidatin – bei der Wahl trickst.

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Vorweg gesagt: Obwohl ich den Erscheinungstermin dieses Romans und sein Hauptthema nicht als zufällig ausgesucht erachte, will ich aber doch festhalten, dass es sich bei der Geschichte nicht wirklich um eine Analogie der US-Politik handelt. Ja, Populismus, seine Kommunikationsform und Spaltung der Gesellschaft in zwei Lager sind vordergründige Ähnlichkeiten; ansonsten gibt es speziell bei den Kandidaten zur Wahl auf Vok keine nennenswerten Parallelen zu den realen Präsidentschaftskandidaten bei der US-Wahl im vergangenen November. Das mag vielleicht manchen Leser enttäuschen, denn die Geschichte hätte sicher das Potenzial zur Satire gehabt. Ich selbst bin etwas zwiegespalten, was diese Möglichkeit angeht. Ich denke, es war eine gute Entscheidung von Cox, auf Vok keine Karikaturen realer Politiker zu verwenden. Aber ein wenig mehr in Richtung Satire hätte die Geschichte auch für meinen Geschmack gehen dürfen.

Jedenfalls bekommt es Captain Kirk auf Vok mit einigen Schwierigkeiten wie Sabotageakten und Verschwörungen zu tun noch bevor die Wahl so richtig anläuft. Mister Spock und Doktor McCoy sind ihm dabei allerdings keine Hilfe!

Ich nehme in meinen Rezensionen selten Bezug auf die Cover-Designs der Star Trek-Romane. Nach den 80er- und frühen 90er-Jahren, in denen es eher Glückssache war, ob die Cover tatsächlich einen Bezug zur Handlung des Romans aufweisen, sind die meisten Cover seither eigentlich thematisch ganz in Ordnung und manchmal auch etwas ungewöhnlich illustriert. Dazu zählt auch das Cover von „A Contest of Principles“, das zwar ein nettes Layout aufweist, aber etwas simpel erscheint, zeigt es doch lediglich Kirk, McCoy und Spock in voneinander gesonderten Streifengrafiken. So generisch die Grafik auch wirkt, passt sie thematisch allerdings sehr gut zur Geschichte, denn gleich am Beginn des Romans trennen sich die Wege des Trios und jeder ist auf einem anderen Planeten mit seinen eigenen Schwierigkeiten konfrontiert. 

Während Kirk auf Vok die Wahl überwachen und sich dabei diplomatisch auf einen schmalen Grat begeben muss, folgt McCoy einem Notruf vom Planeten Braco. Kurz nach der Landung seines Shuttles trifft er allerdings nicht auf die notleidende Bevölkerung eines Dorfes, sondern auf Entführer, die McCoys Begleiter betäuben und McCoy zum Planeten Ozalor verschleppen. Dort soll McCoy ein Heilmittel für die mysteriöse Krankheit der Thronfolgerin finden, die bis jetzt auf eine telepathische Therapie durch eine Heilerin angewiesen ist, der aber nachgesagt wird, sich durch ihre Unentbehrlichkeit selbst politisches Gewicht im Herrscherhaus zu verschaffen.

Davon weiß Mister Spock allerdings nichts, der mit einem Sicherheitsteam nach Braco fliegt, um dort wegen der Entführung des Doktors nachzuforschen. Die örtlichen Behörden Bracos sind allerdings alles andere als kooperativ und orten beinahe reflexartig stets die Schuld bei nationalistisch eingestellten Rebellen. Braco ist nämlich auch nicht gerade eine geeinte Welt. Ein Teil der Bevölkerung empfindet Loyalität zu Vok, die andere zu Ozalor und die Rebellen möchten am liebsten mit keinem was zu tun haben. In der falschen Annahme, die Rebellen stünden mit Doktor McCoys Entführung in Verbindung, versucht Spock eine etwas weniger aggressive Herangehensweise und versucht inoffizielle Kontakte mit den Rebellen herzustellen – was ihn schließlich selbst in deren Gefangenschaft bringt. 

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Dieses Trio verbringt in „A Contest of Principles“ kaum Zeit miteinander. 

Fazit: „A Contest of Principles“ erzählt im Grunde also drei Geschichten, die an sich kaum Berührungspunkte aufweisen – sieht man mal von der nicht gerade friedlichen Vorgeschichte der drei Planeten Vok, Braco und Ozalor ab, die aber tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Am stärksten ausgeprägt ist diese Verbindung in der Spock-Story, denn so nebenbei während seiner Gefangenschaft findet der Wissenschaftsoffizier heraus, welche Bedeutung Braco wirklich für die anderen beiden Welten hat. Allerdings führt diese Erkenntnis nicht zu besonderen Entwicklungen am Ende. Insgesamt ist der Spock-Handlungsstrang der uninteressanteste in diesem Roman, da man als Leser von Anfang an weiß, dass er einer falschen Fährte folgt. 

Obwohl die solide Geschichte rund um die Wahl auf Vok im Vordergrund steht und wohl etwas mehr Umfang hat als die beiden Nebengeschichten hat, hat mir doch jene Geschichte zu Doktor McCoy am besten gefallen. Mir gefiel die Dynamik der Charaktere, seine Interaktion mit den Mitgliedern des Hofstaats und sein Versuch, hippokratischen Eid und Fluchtimpuls unter einen Hut zu bringen. Die Palastintrige, in die McCoy unfreiwillig hineingezogen wird, war für mich der unterhaltsamste Teil dieses Romans. 

Bewertung: Wie erwähnt sind die Berührungspunkte der drei Geschichten gering, man kann sie also jede für sich allein stehend gut werten. Während die McCoy-Geschichte ein klarer Fall für 5 Sterne wäre, empfand ich Spocks Mission auf Braco ziemlich langweilig – bestenfalls 2 Sterne wert. Es ist vor allem diesen Passagen zu verdanken, dass ich relativ lange benötigt habe, um den Roman zu Ende zu lesen. Während den Braco-Passagen fiel es mir doch immer sehr leicht, das Buch beiseite zu legen. Die Geschichte über die Wahl war hingegen solide, aber profitiert davon, dass am Schauplatz Vok die Enterprise und ein Großteil der Hauptbesatzung vor Ort war, mit denen Kirk interagieren konnte. Es fällt schon schmerzhaft auf, dass einem Roman zur klassischen Star Trek-Serie einfach etwas fehlt, wenn Kirk, Spock und McCoy nicht als Trio interagieren können. Der Kirk-Story gebe ich 4 Sterne und dem Roman als Gesamten nach einer Aufrundung ebenfalls 4 Sterne – wenn auch nur knapp

4stars

 

 

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