Rezension: VAN – „Storming Heaven“

„I was there until the end, mate. The bitter, bloody end.“

„Storming Heaven“ ist das von Beginn der Romanreihe an geplante große Finale der Vanguard-Saga, die meiner Meinung nach die beste Reihe repräsentiert, die jemals unter dem Titel „Star Trek“ in Romanform erschienen ist. „Vanguard“ – dem Uneingeweihten wohl am besten zu beschreiben als eine Mischung aus „Deep Space Nine“, „Babylon 5“, „The Original Series“ und einer Portion „Alias“ – behandelte vom Start weg die Erforschung der Geheimnisse der Taurus-Ausdehnung, den Konflikt zwischen Föderation, Tholianern und Klingonen sowie das Neuerwachen der einst so mächtigen Shedai, die nach ihrem langen Schlaf mit einer völlig neuen Machtsituation in ihrem früheren Herrschaftsgebiet und Verrat in ihren eigenen Reihen zurechtkommen müssen. „Storming Heaven“ bringt die – vor allem im Vorgängerroman etablierten – offenen Handlungsbögen zu ihrem Ende, die Lage eskaliert, die Shedai ziehen in den Krieg gegen Starbase 47. Besser bekannt als Vanguard.

 

Der Roman davor – „What Judgments come“ – formte bereits die Rahmenhandlung, die auch „Storming Heaven“ übernimmt: Tim Pennington besucht Ex-Commodore Diego Reyes auf Caldos II. Während in „What Judgments come“ noch Reyes erzählte, wie es ihn nach Caldos verschlagen hat, ist in „Storming Heaven“ nun Pennington dran zu erzählen, was nach dessen Abreise auf der Raumstation und in der Taurus-Ausdehnung geschehen ist. Denn schon am Ende des Vorgängerromans machte Pennington klar: Er war bis zum Ende dort. Bis zum bitteren, blutigen Ende.

Der Roman ist in drei Teile gesplittet, wobei der erste Teil noch Vorbereitungscharakter hat. Die Mission der Sagittarius nach Eremar – wo die die Orioner eine Tkon-Waffe gefunden haben, die Shedai immobilisieren kann – wird akribisch geplant, um die Klingonen und die verbündeten Romulaner von den wahren Absichten der Crew des Aufklärungsschiffs abzulenken. Gleichzeitig nimmt auf Vanguard Dr. Fisher seine Hut und beschließt in Rente zu gehen, wird jedoch zuvor noch von Dr. Mbenga besucht, der mit der Enterprise gerade an die Station angedockt hat. Auch Spock nützt diese Möglichkeit, das Gespräch mit T’Prynn fortzusetzen, das er drei Jahre zuvor (siehe Buch 1 „Harbinger“) begonnen hatte. Der Auftritt der Enterprise-Recken schließt den Kreis zum ersten Buch sehr schön und Kirks Worte, als er das Gespräch mit Captain Khatami beendet, beschreiben Kirks Charakter in einem Satz, ohne dass ihm im Roman als Gastprotagonist viel Raum gegeben wird. 😉

In Teil 2 machen die Tholianer ernst, die gar nicht erfreut darüber sind, dass die Sagittarius Tkon-Artefakte von Eremar entwendet hat. Es wirkt auf mich aber wie ein Logikfehler, dass die Tholianer die Beute der Sagittarius vernichten wollen, anstatt sie selbst in Besitz zu nehmen. An Stelle der Tholianer wäre ich zumindest froh, wenn zumindest irgendjemand in der Nähe eine brauchbare „Waffe“ gegen die Shedai besitzt. Anderseits sind die Tholianer auch in sehr fanatischer Stimmung.

Eine Parallelhandlung spielt wie in „What Judgments come“ auf Nimbus III, wo sich Botschafter Jetanien über inoffizielle Kanäle mit seinem klingonischen Kollegen austauscht, der zu gerne wissen möchte, über welches Mitglied des Hohen Rates die neuen romulanischen Verbündeten Einfluss im Klingonischen Reich gewinnen wollen. Diese Parallelhandlung hat im Grunde nicht viel mit den Ereignissen in der Taurus-Ausdehnung zu tun, hat aber im Finale der Romanreihe sicher ihre Berechtigung, da Jetanien auf Vanguard von Beginn an eine wichtige Rolle gespielt hat. Diese Handlung involviert schließlich auch Tim Pennington, der somit auch mehr zu tun hat, als Ausschau zu halten, wo Cervantes Quinn in betrunkenem Zustand Ärger macht. Allerdings ist es schade, dass man Pennington nicht in die A-Story involvieren konnte. Quinn hatte dort hingegen schon seinen Anteil.

Und gerade als man denkt, dass sich dank Quinn alles noch zum Guten gewendet hat und sich der Leser wundert, was auf den nächsten 100 Seiten wohl noch passieren mag, bekommen wir es mit einem altbekannten Story-Twist zu tun: Man ist es von „Star Trek“ allgemein zwar gewöhnt, aber in diesem Roman übertrumpfen sich die Vorgesetzten im Sternenflotten-Hauptquartier wirklich mit sonderbaren bis unklugen Befehlen, die der Crew auf der Raumstation natürlich gar nicht gefallen und ihnen zumindest in einem Fall einen Strich durch das gerade erlangte Erfolgserlebnis machen. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf, was zu einer gewaltigen Belagerungsschlacht gegen Starbase 47 „Vanguard“ führt, in der David Mack wieder voll in seinem Element ist. 😉

Fazit zum Roman: „Storming Heaven“ ist ganz sicher ein würdiges Finale der Romanreihe, wenngleich auch nicht der beste Roman der Reihe. Bedenkt man, dass schon 7 vorangegangenen Bücher erschienen sind, muss „Storming Heaven“ immer noch viel Vorarbeit leisten. Dies ist ein erwähnenswerter Unterschied zu David Macks Finale zu „The 4400“, das zu zwei Drittel fast nur aus Showdown und Eskalation besteht. Zwar erreicht auch „Storming Heaven“ einen vergleichbaren Höhepunkt, aber erst sehr viel später. Das ist per se natürlich nichts Negatives, aber die Geschichte ist dadurch auch nicht so schön auf Zug erzählt und die B-Story um Jetanien nimmt doch etwas viel Raum ein und hätte vielleicht schon im Vorgängerroman beendet werden sollen.

Mein Favorit der Vanguard-Sage bleibt wohl „Reap the Whirlwind“, aber auch „Storming Heaven“ ist im direkten Vergleich nicht viel schlechter und bekommt von mir gute 5 von 6 Sternen.

Fazit zur Romanreihe: „Vanguard“ ist auch nach diesem Finale meine Lieblingsreihe von „Star Trek“. Sie wirft einen ganz neuen Blick auf die TOS-Ära und erweitert sie dank der vernetzten Story stärker, als dies in den üblichen Stand-alone-Romane geschehen könnte. Es wäre wirklich erfreulich, wenn Pocket Books in absehbarer Zeit eine vergleichbare Reihe starten könnte.

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