Rezension: VOY – “String Theory: Book 2 – Fusion“

Im 2. Teil der „String Theory“-Trilogie bleibt das Raumschiff Voyager im monorhanischen Sonnensystem, verlässt aber den bewohnten Planeten und folgt dem von Lieutenant Tuvok gestohlenen Shuttle zu einer Singularität am Rande des Systems. Dort angekommen entdeckt die Crew der Voyager eine gigantische Raumstation, die die Singularität wie ein Ring umgibt.

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Genau wie zuvor Lieutenant Tuvoks Shuttle gerät auch die Voyager in schwere Turbulenzen, als sie sich der Raumstation und der Anomalie in ihrem Inneren nähert, doch im letzten Moment vor der Katastrophe aktivieren sich Traktorstrahlen, die das Schiff sicher in eine der riesigen Andockbuchten der Station schleppen. Vorübergehend gezwungen hier zu verweilen machen sich Außenteams auf der verlassen scheinenden Raumstation auf die Suche nach Tuvok – den ein telepathischer Ruf überwältigt und auf die Station geführt hat – und an die Untersuchung eines monorhanischen Raumschiffs, das bereits seit Jahrzehnten an der Raumstation andockt.

Die Aufzeichnung berichten von Parasiten, die die gesamte Besatzung des monorhanischen Schiffes befallen und getötet haben und tatsächlich dauert es nicht lange, ehe die Außenteams weitere grausige Entdeckungen auf der Station machen: Ein riesiges Ei, aus dem etwas geschlüpft zu sein scheint, ein Raum voller Leichen, ein weiterer Raum gefüllt mit Stasiskammern, in denen sich Vertreter unterschiedlichster Spezies befinden. Und durch die Korridore der Raumstation geistern unheimliche, geisterhafte Gestalten. Als Tuvok gefunden wird, befindet er sich in Lebensgefahr und tatsächlich scheint die Infektion durch einen der Parasiten das einzige zu sein, was ihn – vorerst – noch am Leben erhält. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, befindet sich auch ein mächtiges Wesen an Bord, das die Gestalt von Captain Janeways Schwester Phoebe angenommen hat und die Erinnerungen aller Besatzungsmitglieder manipuliert, die an ihrer Anwesenheit überhaupt nichts Ungewöhnliches finden, während das Wesen an einem Plan arbeitet, in den Besitz eines monorhanischen Artefakts zu geraten, das sich in Captain Janeways Besitz befindet. Doch als „Phoebes“ mentale Kontrolle zu bröckeln beginnt und Captain Janeway die Täuschung durchschaut, bleibt „Phoebe“ nichts anders übrig, als sich dem Captain als Nacene zu offenbaren: als Mitglied der selben Spezies wie der Fürsorger, der die Voyager vor vier Jahren in den Delta-Quadranten beförderte.

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Die Voyager untersucht eine Singularität am Rande des monorhanischen Sonnensystems.

Fazit: Ich war sehr überrascht, wie sehr sich der zweite Roman der Trilogie vom Auftakt „Cohesion“ unterscheidet. Der erste Roman hat den Fokus stark auf die monorhanische Kultur und den Planeten gelegt. In „Fusion“ spielt das nur noch eine sehr geringe Rolle, was auch daran liegt, dass sich keine Monorhaner mehr auf der Voyager aufhalten, als das Schiff zum Rand des Sonnensystems aufbricht.

Was ein paar der im meiner Rezension zu „Cohesion“ erwähnten offenen Fragen betrifft, werden nicht alle gelöst, aber zumindest gibt es in „Fusion“ nun eine generelle Erklärung dafür, warum im monorhanischen Sonnensystem die Naturgesetze nicht wie im Rest des Universums Gültigkeit besitzen.

Grund dafür sind die Nacene, die zuerst in ihrer eigenen Heimatdimension Exosia an kosmischen Strings manipuliert haben, dabei Chaos erzeugten wie auch eine Öffnung, die ihnen die Reise in unser Universum ermöglichte, wo das monorhanische Sonnensystem zu einem riesigen Testlabor für die Nacene wurde, bis es zum Krieg kam. Die meisten Nacene wandten sich von ihren experimentierfreudigen Artgenossen ab und kehrte nach Exosia zurück, um die dort verursachten Schäden durch die ursprüngliche String-Manipulation in Grenzen zu halten. Die zurückgebliebenen Nacene, zu denen auch „Phoebe“ gehört, wurden ausgesperrt, aber über ein Raumportal auf der Raumstation sollten sie die Möglichkeit erhalten, nachzukommen, wenn sie eine nachhaltige Lösung für das String-Problem gefunden hätten.

Soweit so gut und einfach mittels Worten zusammenzufassen. Aber die schwächsten Momente das Romans sind jene, in denen „Phoebe“ Captain Janeway auf eine mentale, vor Metaphern strotzende Exkursion mitnimmt, damit sie das, was ich im oberen Absatz zusammengefasst habe, verstehen kann, da Menschen nicht die notwendigen Worte kennen würden, um diese zu beschreiben. Tja, liebe „Phoebe“, ich glaube eher, dass du es bist, die die notwendigen Worte nicht kennt. 😉 Wie sonst ließe sich erklären, dass Janeway am Ende der Exkursion das Gesehene recht mühelos in altbekannten Worten zusammenfassen und daraus Schlüsse ziehen kann? Autorin Kirsten Beyer („Fusion“ war übrigens ihr erster Star Trek-Roman) wollte durch die Exkursion wohl nur reizvolle, surreale Umgebungen erschaffen um Bilder zu vermitteln. Leider ziehen sich die einzelnen Etappen gefühlt eine halbe Ewigkeit hin und werden dann immer wieder für längere Zeit von Ereignissen in der realen Welt unterbrochen, so dass diese unzusammenhängenden Passagen einem Lesefluss im Wege stehen. Kirsten Beyer hat – zumindest bei mir – genau das Gegenteil erreicht indem ich mich völlig auf Janeways Schlussfazit verließ, das „Phoebe“ genauso hätte ausdrücken können, wodurch die Exkursion ad absurdum geführt würde.

Soweit so schlecht. Aber das soll nicht das Fazit zum gesamten Roman sein, denn mal abgesehen von diesen Passagen mit Janeway und „Phoebe“ ist „Fusion“ ein sehr spannender Roman. Eine verlassene Raumstation, Leichenstapel, geisterhafte Erscheinungen … Es kommt hier richtig schön Gruselstimmung auf und wie alles zusammenpasst, ist ziemlich komplex und lässt einen durchaus eine Weile rätseln bevor die große Enthüllung kommt. Dazu entdeckt Tom Paris auf der Raumstation eine Technologie, die die Voyager nach Hause bringen könnte und beginnt gleich an einem Shuttle damit zu experimentieren – mit schlimmen Folgen für ihn und Harry Kim. Und dann ist da noch der im Sterben liegende Tuvok, der wirklich eine großartige Abschiedsszene mit Captain Janeway hat.

Selbstverständlich darf weder Tuvok sterben, noch werden Tom und Harry lange vermisst bleiben, denn immerhin ist der Roman zeitlich zwischen der vierten und fünften Staffel der Serie angesiedelt. Aber es sind für mich doch inhaltliche Highlights in diesem Roman und wären einer Doppelfolge der Serie mehr als würdig gewesen.

Bewertung: Meine Rezension hat sich etwas ausführlicher den negativen Aspekten des Romans gewidmet, aber tatsächlich überwiegt das Positive deutlich. Allein die Atmosphäre auf der Raumstation wird toll vermittelt und auch die Charaktere sind von Kirsten Beyer hervorragend getroffen. Schade um den surrealen Ausflug, ansonsten wäre vielleicht sogar die Höchstnote möglich gewesen. Aber weil auch abseits davon wirklich viel in diesem Roman passiert, kann ich guten Gewissens 5 von 6 Sternen vergeben.

5stars

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