Review: „Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock“

Der dritte Film setzt mehr oder weniger direkt dort an, wo der vorangegangene Film aufgehört hat und so verwundert es nicht, dass der Film mit einer Art „Was bisher geschah“-Sequenz beginnt, die nochmal in Erinnerung ruft, was am Ende von „Der Zorn des Khan“ geschehen ist: Spock hat sein Leben zur Rettung der Enterprise gegebene, seine Leiche wurde in einer Torpedohülle auf den neuerschaffenen Planeten Genesis zurückgelassen. Und wie wir bereits aus dem Abspann von „Star Trek II“ wissen, ist der Torpedo sogar intakt auf der Planetenoberfläche angekommen.

Um den Zuseher gleich auch am Beginn des Films davon zu unterrichten, was in der Zwischenzeit geschehen ist, bedient sich das Drehbuch eines typischen Instruments der TV-Serie: Admiral Kirk spricht einen Logbucheintrag! In der Originalserie wurde dies aus dem einfachen Grund gemacht, um Zeit zu sparen und dem Zuseher die Vorgeschichte, wie es zur Ausgangssituation kam, nicht zeigen zu müssen und gleich mit der eigentlichen Handlung starten zu können.

So kann der Film gleich mal von Beginn an ordentlich andeuten, worauf die Geschichte denn hinauslaufen soll, allein der Titel nimmt es schon vorweg, dass eine Rückkehr zum Genesis-Planeten bevorsteht und alle Handlungsstränge sind daher von Beginn an darauf konzentriert: Wir erleben sonderbares Verhalten von McCoy, die USS Grissom mit Saavik und Kirks Sohn David an Bord untersucht den neugeschaffenen Genesis-Planeten und auch der Captain eines Klingonenschiffes bekommt Wind von dem Projekt. Und nachdem schließlich Kirk & Co herausgefunden haben, was mit McCoy nicht stimmt und ihnen der Diebstahl der Enterprise gelingt, machen auch sie sich auf dem Weg zu einem schicksalshaften Aufeinandertreffen …

Fazit: Der Film geht sehr direkte Wege und macht von Beginn an keinen Hehl daraus, worauf er hinsteuert, nämlich alle wichtigen Protagonisten an einen Ort zum Showdown zu versammeln. Und der kann sich absolut sehen lassen und ist ein Hin und Her zwischen Sieg und Niederlage. Beides liegt in diesem Film sehr eng beieinander und in der Szene kurz nach Davids Ermordung zeigt William Shatner vielleicht seine beste schauspielerische Leistung. Ein berührender und bedrückender Moment zugleich, wie der große Captain geschockt zurückstolpert und nicht in seinem Sessel landet, sondern auf dem Boden kauert.

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Wie man den Captain der Enterprise sonst nicht kennt: am Boden zerstört. Laut Drehbuch hätte sich William Shatner in dieser Szene in den Kommandosessel fallen lassen sollen, doch bei einer Probe verfehlte er den Sessel beim Zurücktaumeln. Regisseur Nimoy gefiel dieses Missgeschick so gut, dass die Szene schließlich mit dem zu Boden gegangenen Kirk gedreht wurde.

Hinzu kommt kurze Zeit später der Verlust der Enterprise, ein Opfer um die Klingonen auszutricksen, aber der Blick auf die abstürzende Enterprise schmälert auch diesen Triumph und doch geht die Suche nach Mister Spock weiter. Der Film erzählt wahrlich eine Geschichte, in der es um das Weiterkämpfen trotz aller Verluste geht, wie es McCoy treffend ausdrückt. Aufgeben ist trotz all der Rückschläge nie ein Thema.

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Eine sehr symbolhafte Szene in diesem Film, treffend untermalt von McCoys Satz und James Horners Musik.

Allgemein steht das Ensemble in diesem Film stärker im Vordergrund als noch bei den vorangegangenen Filmen, wo man klar drei bis vier Hauptcharaktere ausmachen konnte während der Rest im Hintergrund blieb. Gefühlsmäßig gibt es in „Star Trek III“ so viele Sprechrollen wie in den ersten beiden Filmen zusammen. Natürlich ist Kirk weiterhin die Hauptfigur, aber auch die anderen Offiziere der Enterprise spielen durchaus wichtige Rollen und bekommen ihre speziellen Szenen um zu brillieren (mit Ausnahme von Chekov). Auch abseits der Enterprise-Crew gibt es viele wichtige Protagonisten und Christopher Lloyd (ein Jahr bevor er in „Zurück in die Zukunft“ Doc Brown spielen sollte) gibt als Klingone Kruge einen tollen Bösewicht ab – den ersten klingonischen Bösewicht übrigens seit TOS. (In „Star Trek – Der Film“ hatten sie nicht wirklich die Bösewicht-Rolle inne.) Wie Kruge lässig mit einer Hand eine Schlangenkreatur erdrückt, die wiederum ihn versucht zu erwürgen, um im Anschluss sein Schiff zu rufen und zu verkünden, es habe sich noch nichts von Bedeutung ereignet, hat schon was. 😀 Ursprünglich war geplant, dass solche Kreaturen das Außenteam dezimieren sollten, aber dann wurde beschlossen, dass die Klingonen die gefährlichste Spezies auf dem Planeten sein sollte. Eine gute Entscheidung. (Wo ich gerade das Thema „Was hätte sein sollen“ anspreche: Ursprünglich sollte es sich bei den Gegenspielern nicht um Klingonen, sondern um Romulaner handeln, daher auch die rote Unterseiten-Bemalung des Birds of Prey, der ursprünglich als Romulanerschiff gedacht war.)

Der Schauwert von „Star Trek III“ ist ähnlich groß wie beim ersten Film. Ein Unterschied ist natürlich, dass in den Weltraumaufnahmen die Schiffe nicht ganz so gigantisch und beeindruckend in Szene gesetzt wurden wie in „Star Trek – Der Film“, aber der dritte Film macht das mit Quantität wieder wett und führt viele neue Designs ein, die Star Trek allgemein in den kommenden Jahrzehnten noch prägen sollten: Die Grissom, die Excelsior, das Raumdock und der Bird of Prey sollten noch einige Auftritt in den folgenden Serien und Filmen haben und zumindest der Bird of Prey und die Excelsior schafften es sogar ins CGI-Zeitalter, um sich in der Serie „Deep Space Nine“ an den Schlachten der späteren Staffeln zu beteiligen. Ebenfalls optisch sehr schön waren die Matte Paintings auf dem Genesis-Planeten und dessen Verwandlung während des Endkampfs zwischen Kirk und Kruge zu einem apokalyptischen Alptraum.

Bewertung: Es wäre ja richtig kitschig, wenn ich beim dritten Film schon die dritte Höchstwertung gebe. Tatsächlich kann ich diese sogar in Betracht ziehen, denn „Star Trek III – Auf der Suche nach Mister Spock“ absolviert erfolgreich einen schwierigen Drahtseilakt, schafft es einerseits eine charakterorientierte Story mit sehr viel Herz zu erzählen und ist dabei klassisches Abenteuerkino mit fremden Schauplätzen, Action, Effekten und einem grimmigen Bösewicht. Regisseur Leonard Nimoy hat tatsächlich eine Art Zwischenschritt zwischen den ersten beiden Filmen erschaffen. Das ist eine tolle Leistung! Warum ich aber „nur“ 5 von 6 Filmrollen vergebe (was aber dennoch bedeutet, dass es ein sehr guter Film ist), liegt daran, dass in all diesen Bereichen, die „Star Trek III“ abdeckt, er nie ganz an das rankommt, was die ersten beiden Filme gezeigt haben. Aber fast immer hat „Star Trek III“ nur ganz knapp das Nachsehen. Es fehlt einfach noch ein Hauch des „Besonderen“, das sich so nicht wirklich in Worte fassen lässt. Jedenfalls zählt der dritte Film meiner Meinung nach zu den meistunterschätzten Teilen der Reihe und ist wesentlich besser als sein Ruf.

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Anmerkungen:

Von diesem Film gibt es nur eine Schnittfassung, aber auf Deutsch 2 Synchronfassungen. In der Kinoversion und jener, die im TV läuft, wurden sämtliche Dialoge der Klingonen ins Deutsche übersetzt, während im Original ca. die Hälfte dieser Dialoge auf Klingonisch geführt und Untertitel eingeblendet werden. Zumindest auf der DVD der „Special Edition“ wurde dies korrigiert und dort wird auch der entsprechende Dialog nun auch auf der deutschen Tonspur klingonisch gesprochen. Auf der Blu-ray (und wahrscheinlich auch auf der darauf basierenden letzten DVD-Auflage) ist wieder die ursprüngliche deutsche Fassung mit vollständiger deutscher Synchro enthalten. Da die Untertitel nicht fest im Bild sind sondern ein- und ausgeschalten werden können, gibt es auch keine lästigen, in dieser Version unnötigen Untertiteleinblendungen im Bild.

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In einer der deutschen Tonspur-Fassungen imitiert Kirk wie im englischsprachigen Original in dieser Szene die klingonischen Worte von Kruge, die dieser ein paar Minuten zuvor verwendete, um einen Beam-Befehl zu geben. In der anderen Synchronfassung, in der Kruge Deutsch spricht, mimt Kirk nur dessen Tonfall nach. Unnötig zu erwähnen, dass Kirk in beiden Fällen sehr erfolgreich ist und den klingonischen Offizier an Bord des Birds of Prey täuschen kann.

Tierisches: „Star Trek III“ markiert den allerersten Auftritt eines Targs und die Rückkehr der Tribbles im Star Trek-Universum.

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Tribbles erfreuen sich auch auf der Kinoleinwand großer Beliebtheit. Es sollten noch weitere Auftritte in den Filmen 7, 11 und 12 folgen.

Alle Bilder in meiner Rezension stammen von http://www.trekcore.com/.

Ein Gedanke zu “Review: „Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock“

  1. Star Trek 3 fand ich in sich ziemlich gut, und war eine würdige Fortsetzung zu star trek 2. Allerdings fand ich diesen Film etwas schwächer, da er auf mich langatmiger wirkte.

    Nichtsdestotrotz war es ein absolut spannender und auch dramatischer Film in mehrerer Hinsicht.

    Der Tod von Captain Kirk Sohn, das Opfer die Enterprise aufzugeben, der Genesis planet der zu zerfallen beginnt und der spock auf der Suche nach sich selbst, sowie ein absolut verwirrter dr McCoy der den Geist von Spock in sich trug…

    Ich mag den Film einfach.

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