Rezension: Comic – Boldly go #16 „I.D.I.C. Part 4“

Was für die letzten beiden Ausgaben der „I.D.I.C.“-Miniserie galt, besitzt auch für den vierten Teil Gültigkeit: Diese Rezension verrät Geschehnisse aus den vorherigen Ausgaben … auch wenn das am Schluss gar keine große Rolle mehr spielt. 😉

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Nachdem es Raumschiffe – vorwiegend Enterprises – aus unterschiedlichen Paralleluniversen in eine all diese Universen überlappende Raumanomalie verschlagen hatte, fanden sich Crewmitglieder dieser Schiffe plötzlich auf fernen Welten und in unterschiedlichen Situationen wieder und mit dem Rätsel konfrontiert, wie sie dorthin gelangt sind. Am Ende von Teil 3 wurde bereits angedeutet, dass eine höhere Macht bewusst Einfluss nimmt und genau diese Macht und Erzählstimme ist es, die dem Leser am Beginn von Teil 4 offenbart, dass es eine schier unendliche Anzahl von Captain Kirks gibt, er uns aber nun der Übersichtlichkeit halber nur zeigt, was drei dieser Variationen widerfährt.

Diese drei Kirks bzw. die Schauplätze wurden bereits im vorherigen Teil etabliert. Trotz des Themas der „unendlichen Vielfalt“ tut der allwissende Erzähler dem Leser wirklich einen Gefallen, indem er einfach diese drei Handlungsstränge fortführt. Dies geschieht im Comic aber auf ungewöhnliche Weise, denn jede Seite des Comics besteht aus exakt drei Bildern, die die parallel stattfindende Ereignisse schildern.

Das erste Panel einer jeden Seite zeigt uns jeweils, wie es Captain Kirk aus der Kelvin-Zeitlinie ergeht. Er wurde zusammen mit Androiden-Sulu, einem weiblichen Chekov und einem menschlich erzogenen Spock im Palast einer Nachfahrin von Khan Noonien Singh gefangen gehalten. Gemeinsam versuchen sie zu flüchten.

Das jeweils zweite Panel zeigt uns Captain Jane Kirk, die es nach Vulkan verschlagen hat. In diesem Universum hat der Romulaner Nero die Erde zerstört und sich dann seinen Landsleuten in der Gegenwart angeschlossen und nun steht die Vernichtung Vulkans bevor. Zusammen mit Androiden-Uhura und Kelvin-McCoy beamt Jane auf die Narada, um die Vernichtung Vulkans zu verhindern.

Auf Risa – und somit dem dritten Panel jeder Seite – verschlägt es einen pflanzlichen Kirk auf der Suche nach – eher nachrangigen – Antworten in ein romantisches Abenteuer, das sich aber als nicht weniger gefährlich entpuppt wie die Situationen, in denen sich seine beiden Pendants wiederfinden.

Fazit: Was in Teil 4 von „I.D.I.C.“ geschieht, erinnert ein wenig an „Cloud Atlas„. (Mehr an den Film als an das Buch.) Hier laufen drei an sich thematisch sehr unterschiedliche Geschichten parallel zueinander ab, die aber gemeinsam haben, dass ein Kirk eine seiner besonderen Eigenschaften einsetzt um an sein Ziel zu gelangen. Vertrauen, Mut und Charme kommen der Situation entsprechend zum Einsatz. Mittel, die – wie auch der mysteriöse Erzähler zugibt – bisher immer zum Erfolg geführt haben. Und genau dies ändert sich hier in der Geschichte, was Teil 4 einen sehr düsteren Anstrich gibt.

Die Geschehnisse an den drei Schauplätzen sind sehr dicht erzählt, quasi in Echtzeit erlebt man jeden Schritt der Helden mit. Man hat Teil 4 innerhalb von Minuten durchgelesen und das ist ziemlich genau die Zeitspanne, die für die Protagonisten vergeht. Es gibt keine Zeitsprünge, keine Abkürzungen, was Teil 4 zu einem sehr spannenden Leseabenteuer macht. Dadurch bleibt nicht viel Zeit für Charakterszenen, aber hilfreich ist hier wirklich der Erzähler, der dem Geschehen zusätzlichen Subtext verleiht und verdeutlicht, worum es ihm ging, als er unendlich viele Kirks – den Freund, den Tapferen und den Liebhaber – in unendliche „No-Win“-Szenarien versetzt hat. Warum er das alles getan hat, erfährt der Leser erst in Teil 5. (Den ich bereits gelesen habe und der mit einem echten Aha-Erlebnis aufwartet! 😉 )

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Erneut wurde der Zeichenstift weitergereicht. Diesmal stammen die Bilder von Angel Hernandez, der noch keine Geschichten der „Ongoing“- oder „Boldly go“-Reihe illustrierte, aber zumindest zu einem „halben“ Star Trek-Comic in Form eines „Green Lantern“-Crossovers Bilder beisteuerte. Im Gegensatz zu den Werken seiner beiden unmittelbaren Vorgänger kann man Hernandez‘ Zeichnungen nicht wirklich vorwerfen, die Charkatere zu verniedlichen. Sein Stil ähnelt stärker jenem des üblichen Stammzeichners Tony Shasteen, mit gutem Detailgrad in Halbtotalen … aber nicht viel mehr in Nahaufnahmen, was Shasteen besser beherrscht. Aber auf jeden Fall sagt mir sein Stil, der die Geschehnisse wiedergibt ohne abzulenken, sehr zu.

Bewertung: Teil 4 von „I.D.I.C.“ bietet vor allem sehr viel Action und aufgrund des kurzen Zeitabschnitts, von dem dieser Comic erzählt, ist diese Ausgabe ein regelrechter „Pageturner“, den man in einem Schwung von Anfang bis Ende durchlesen möchte. Der Schluss kommt erstaunlich plötzlich, wirft Fragen auf und ist daher extrem wirkungsvoll – vor allen in Kombination mit dem, was der Erzähler dem Leser aus dem Off berichtet. Es mag damit zusammenhängen, dass ich Teil 5 gleich im Anschluss gelesen habe und die Antworten auf die Fragen schon kenne, aber für mich stellt Teil 4 einen tollen Wendepunkt in dieser insgesamt sechsteiligen Story dar, der von mir starke 5 Sterne erhält.

5stars

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