Rezension: Comic – Boldly go #17 „I.D.I.C. Part 5“

Wieder einmal die schon bekannte Warnung: Diese Rezension zum 5. Teil der „I.D.I.C.“-Miniserie verrät Ereignisse aus den vorangegangenen Ausgaben. Wer sich überraschen lassen möchte, sollte den folgenden Text besser meiden.

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Wie ich schon in meiner Rezension zum 4. Teil angedeutet habe, erhalten wir nun endlich Klarheit über die vorangegangenen Ereignisse. Wobei es ausgerechnet James T. Kirk (aus der Kelvin-Zeitlinie) am Beginn von Teil 5 ist, dem Klarheit fehlt. Er erwacht in seinem Quartier auf dem Sternenflottenakademie, geweckt von seinem Kommilitonen Gary Mitchell, der ihn noch halb schlaftrunken zu den Unterrichtsräumen führt. Alles was in den vergangenen rund 7 Jahren geschehen ist, hält Kirk für einen besonders intensiven Traum … bis ihm auffällt, dass abgesehen von ihm und Mitchell niemand auf dem Campus der Akademie zu sein scheint … und er dafür im Hörsaal einer Vielzahl an unterschiedlichen Varianten seiner Selbst gegenübersteht. Kirk wird klar, dass er nicht geträumt hat, sondern sich abermals in einer alternativen Realität befindet, wo er und Vertreter anderer Paralleluniversen aufeinander treffen. Und Schuld daran ist sein alter Freund Gary Mitchell, dessen Augen sich unheilvoll silberglänzend färben …

Fazit: Jetzt wissen wir also, wer dahinter steckt und dass es mir erst am Beginn von Teil 5 der Miniserie klar wurde, spricht sehr für das Verschleierungsgeschick von Autor Mike Johnson. Denn eigentlich hätte man durchaus auf Gary Mitchell als Drahtzieher kommen können, denn wie schon während meiner Rezension zu Teil 1 erwähnt, ist „I.D.I.C.“ nicht nur eine 6-teilige Miniserie, sondern auch das Finale von „Boldly go“ und damit gleichzeitig das (zumindest vorläufige) Finale der gleichen Erzählkontinuität, die 2011 mit der „Ongoing“-Reihe begann. Und die ersten beiden Ausgaben von „Ongoing“ erzählten nichts anderes als eine Neuinterpretation der klassischen Star Trek-Folge „Spitze des Eisbergs“/“Where no man has gone before“.

Das Finale von „Boldly go“ macht also das, was auch so einige letzte Folgen von TV-Serien machten: Es stellt Bezug her zum Anfang der Reihe, zum ersten regulären Abenteuer der Enterprise unter Jim Kirks Kommando. Damals wurde das Schiff zum Rand der Galaxie entsendet, wo der Kontakt mit einer ungewöhnlichen Energiebarriere Kirks Freund Gary Mitchell übernatürliche Kräfte verlieh. Der Größenwahn und viel unterdrückter Groll gegen Kirk machte ihn zunehmend gefährlicher bis Kirk keine andere Wahl mehr blieb, als Gary zu töten. Nun offenbart Gary, dass er seit seinem körperlichem Tod eine enorme Entwicklung durchlaufen hat, die einmalig im Multiversum ist. Er hat nun Zugriff auf alle Universen und schier unbegrenzte Fähigkeiten, was er dazu genutzt hat, all die Kirks des Multiversums in ausweglose Situationen zu versetzen, sie lernen zu lassen, dass es doch No-Win-Szenarien gibt, aus denen ihnen ihr Charme, ihre Mut und ihr Vertrauen auch nicht heraushelfen können. Diese letzte Lektion wollte er ihnen erteilen, ehe er alle Kirks – beginnend mit dem aus seinem eigenen Heimatuniversum – ein für alle Mal auslöscht.

Aber mit einer Eigenschaft hat Mitchell nicht gerechnet und das ist es auch, was einem als Leser ein wissendes Lächeln auf die Lippen zaubert, ehe die Geschichte im kommenden 6. Teil von „I.D.I.C.“ abgeschlossen wird. Denn Mitchell hat ganz vergessen, wie passiv-aggressiv Kirk sein kann, wie trotzend und herausfordernd er sich benehmen kann, um von seinen Feinden genau das zu bekommen, was er benötigt, um diese zu besiegen. Nach einer interessanten Tour durch Mitchells weitere Entwicklung nach „Ongoing“ #1, ist der Boden somit für eine letzte großen Konfrontation geebnet, auf die ich mich schon sehr freue.

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In dieser Sprechblase spielt Mitchell wohl auf „Star Trek Discovery“ an und ebenfalls auf jene Realität, in der sich der Leser des Comics aufhält.

Diesmal ist Marcus To für die Zeichnungen verantwortlich. Sein Stil unterscheidet sich nicht wesentlich von Angel Hernandez, der die vorherige Ausgabe illustriert hat. Vielleicht etwas stärker vereinfachend, wenn etwas oder jemand weiter im Hintergrund steht. Aber grundsätzlich sind die Zeichnungen sehr angenehm fürs Auge, was auch auf die satte Farbwahl von Koloristin Marissa Louise zutrifft.

Bewertung: Den vorletzten Akt vor dem großen Finale kann man getrost als „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnen bzw. als Aufdeckerkapitel, das die Motivationen hinter dem bisher Geschehenen enthüllt. Die Bezugnahme auf Kirks erstes Comic-Abenteuer empfinde ich als großartige Idee und erinnert etwas an das Finale von „The Next Generation“, das auch zurückgeht zu den Geschehnissen des Pilotfilms. Teil 5 von „I.D.I.C.“ erfüllt einen sehr wichtigen Zweck in der bislang mysteriös angehauchten Story, liefert die Erklärung für Vergangenes und bereitet das Kommende vor. Einzig ein bisschen zu praktisch empfinde ich es, dass Mitchell all die gescheiterten Kirks für die Zusammenkunft am Beginn von Teil 5 wieder zum Leben erweckt, obwohl er sowieso plant, sie alle auszulöschen. Wenn ich allerdings so darüber nachdenke, macht es wahrscheinlich am Ende gar keinen Unterschied, ob Mitchell sie wiederbelebt oder nicht. Dennoch gebe ich sicherheitshalber „nur“ 5 von 6 Sterne.

5stars

 

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