Rezension: Firefly – „The Ghost Machine“

Im dritten „Firefly“-Roman finden die Abenteuer der – inzwischen reduzierten – Serenity-Crew größtenteils in der Fantasie der jeweiligen Crewmitglieder statt.  

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Die Geschäfte laufen schlecht, denn dem kleinen Frachter Serenity eilt nicht gerade der beste Ruf voraus. Daher ist Captain Malcolm Reynolds gezwungen, einmal mehr für den schmierigen Gauner Badger zu arbeiten. Auf dem Planeten Canterbury soll die Serenity ein nicht näher definiertes Gerät übernehmen und nach Persephone transportieren. Zweifellos Diebesgut – womit Reynolds in der Vergangenheit auch nie Probleme hatte – aber als er bei der Übergabe die versiegelte Kiste erblickt, auf der das Logo von Blue Sun prangt, kommen ihm Zweifel.

Blue Sun ist sozusagen ein Äquivalent von A.C.M.E. – „A Company manufacturing everything“. Das blaue Logo kann man immer wieder mal im „Firefly“-Universum erspähen. Besonders berüchtigt ist Blue Sun aber vor allem deshalb, weil sie auch militärische Ausrüstung für die Allianz-Regierung herstellt. Aber nicht nur Reynolds Abneigung gegen die Allianz ist der Grund, warum er zögert. Mehr Sorge bereitet ihm, welche technische Teufelei Blue Sun ausgerechnet auf einem so abgelegenen Planeten wie Canterbury in einem geheimen Labor ausgeheckt haben könnte. Er lässt die Übergabe platzen – sehr zum Ärger von Badgers Geschäftspartnern, deren Reklamationen bleihaltig erwidert werden. 

Reynolds will die verdächtige Kiste einfach in der Wüste von Canterbury liegen lassen, doch Jayne ist alles andere als begeistert davon, sich einen lukrativen Deal durch die Lappen gehen zu lassen. Also schmuggelt er vor dem Abflug der Serenity die Kiste heimlich an Bord und versteckt sie in seiner Kabine … von wo aus ihr Inhalt seine Wirkung auf die gesamte Crew entfaltet.

Während die telepathisch sensible River Tam die Gefahr spürt, sie aber nicht artikulieren kann und schließlich sediert werden muss, verfallen die restlichen Crewmitglieder von selbst in einen Schlaf und erleben angenehmste Träume.  

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Auf Persephone wird Badger wiederum von seinem Auftraggeber kontaktiert. Dieser informiert ihn darüber, dass das bestellte Gerät dazu dient, aufgebrachte Massen zu beruhigen und somit Aufstände gewaltlos niederschlagen zu können. Doch will er nun die Bestellung stornieren, denn er hat erfahren, dass das Gerät – die „Ghost Machine“ – eine gravierende Nebenwirkung hat und die angeregten Träume sich rasch in Albträume verwandeln.

Und genau dies erleben auch die Leute auf der Serenity. Ihre von der Erfüllung geheimer Sehnsüchte geprägten Träume nehmen allesamt dramatische Wendungen, die ihren größten Ängsten entsprechen. Gleichzeitig fliegt die Serenity unkontrolliert durchs All auf Kollisionskurs mit einem von Canterburys Monden. Nur River, die in ihrem sedierten Zustand telepathisch die Träume beobachten kann, weiß von der Gefahr und der Notwendigkeit, ihre Mannschaftskameraden so rasch wie möglich aufzuwecken. Ihre einzige Chance ist es, sich selbst in die Träume einzumischen …

Fazit: Durch die „Ghost Machine“ allein ist diese Story schon etwas stärker Science-Ficition-lastig als es bei den beiden vorherigen Romanen der Fall war. Western-Flair kommt eigentlich nur durch Jaynes Traum auf – der mir auch am besten gefallen hat, de er ihn wieder einmal als Menschen zeigt, dem was am Wohl seiner Familie liegt und der nach der Albraumwendung mit ansehen muss, wie seinem Bruder Schreckliches angetan wird. 

Auch Zoes Traum darüber, dass die Browncoats die Allianz im Bürgerkrieg besiegt hätten und sie nun als Kopfgeldjägerin unterwegs ist, ist noch etwas Western-artig, während die anderen Träume eigentlich weder viel Science-Ficiton noch Western-Story zu bieten haben. Viel Einblick in seine Wünsche gibt aber vor allem Reynolds Traum, der der verpassten Gelegenheit nachtrauert, Inara seine Gefühle zu gestehen, bevor sie die Serenity verließ. Seit Inara und Shepherd Book von Bord gingen, lief es unrund auf dem Schiff und dementsprechend träumt der Captain davon, auf einem idyllischen Planeten mit Inara sesshaft geworden zu sein und mit ihr Kinder großzuziehen. Ein perfektes Leben – bis in unmittelbarer Nähe ihres Hauses ein Reaver-Schiff eine Bruchlandung hinlegt. 

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Die Träume von Wash, Kaylee und Simon wirken verglichen damit etwas weniger ausgereift bzw. weit hergeholt. (Vor allem fragt man sich, wie es Simon tatsächlich so lange bei seiner Familie ausgehalten hat, wenn er derart geheimen Ängste vor ihnen hat.)  

Den Tag rettet schließlich River, deren telepathische Fähigkeiten hier zwar gut eingesetzt werden. Aber sie wirkt im gesamten Roman nicht wirklich wie sie selbst. In den Traumsequenzen wird eine „Erklärung“ dafür angedeutet, aber auch in der Realität fand ich sie nicht so  gut getroffen. Inhaltlich machte es bei den beiden vorherigen „Firefly“-Romanen Sinn, sich nicht allzu intensiv mit River zu beschäftigten. Aber womöglich tat sich Autor James Lovegrove mit diesem – zugegebenermaßen schwierigen – Charakter auch schwer. Die anderen Figuren hat er wie auch schon zuvor wieder punktgenau getroffen und er scheint eine Vorliebe für Jayne zu haben, den er auch in diesem Roman derart behutsam in eine bislang ungewohnte Situation bringt, in der sein Verhalten trotzdem sehr stimmig wirkt. 

Eine Kleinigkeit gibt es noch, die für die Geschichte nicht wesentlich ist, aber doch etwas ablenkt: Der Autor sollte sich die Serenity nochmal etwas genauer ansehen. Die Rampe zum Frachtraum befindet sich nämlich nicht am Heck, sondern am Bug des Schiffes. Und die Kabinen der Passagiere – konkret von River und Simon – befinden sich ebenfalls auf dem unteren Deck und nicht am gleichen Korridor wie die Kabinen der Mannschaft. Solche Fehlerchen sind jetzt nicht wesentlich, aber wenn man sich die Geschichte beim Lesen visualisiert und dabei auf Eindrücke der TV-Serie zurückgreift, dann reißen einem solche Ungenauigkeiten kurz mal raus. 

Bewertung: Die Geschichte ist durchaus interessant und deutet bereits sehr bewusst die Ereignisse des Kinofilms „Serenity“ an. Insgesamt ist die Geschichte mit dem ständigen Wechsel zwischen den Träumen zumindest in der ersten Hälfte aber etwas träge erzählt. Sobald es zu den Albtraum-Wendungen kommt, ist das Tempo deutlich höher und es wird wesentlich spannender, aber für meinen Geschmack hält sich der Autor etwas zu lang mit den eher langweiligen Wunschvorstellungen auf, von denen ich einige auch nicht als ganz ideal gewählt für die jeweilige Figur halte. Daher gebe ich diesem Roman nur 3 Sterne. Die Romane „Big damn Hero“ und „The mangnificent Nine“ haben mir besser gefallen. 

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