Rezension: VOY – „Protectors“

In Kirsten Beyers vorangegangenem Voyager Roman „The Eternal Tide“ hat es ja einige besonders dramatische und richtungsweisende Veränderungen auf der Voyager und allgemein in der Full-Circle-Flotte gegeben. Unter anderem auf diese Veränderungen geht nun Beyers fünfter Voyager-Roman „Protectors“ genauer ein, daher verrät diese Rezension auch sehr viel über die Geschehnisse von „The Eternal Tide“ wer die Voyager-Relaunch-Romane also noch nicht gelesen hat, sollte nach der obligatorischen Cover-Abbildung nicht weiter lesen.

Star Trek Voyager Protectors

So, das war das Cover. Nun zum Inhalt, der wie gesagt stark auf den Ereignissen von „The Eternal Tide“ aufbaut. Genauer gesagt auf die Wiederauferstehung von Admiral Kathryn Janeway von den Toten bzw. den Verlust von Flottenadmiralin Afsarah Eden. Es scheint naheliegend – zumindest für Admiral Montgomery, der die Aufsicht über das Projekt „Full Circle“ innehat – dass Janeway diesen Posten übernehmen soll. Doch kaum hat Janeway um kurze Bedenkzeit gebeten, wird sie bereits vom Oberkommando zur Erde zurückbeordert zu einer ausführlichen Evaluierung ihrer Tauglichkeit. Anfangs verärgert darüber, dass man das Angebot, ihr den Befehl über die Full-Circle-Flotte zu geben, wieder zurückgezogen hat, versucht sie zuerst mit besonderem Engagement, sich dieses Kommandos würdig zu zeigen. Bis sie schließlich erkennt, dass zu viel Engagement in dieser Hinsicht ihrer Sache sogar schaden könnte.

Während Janeway auf der Erde ist, hält sich auch ein weiteres Crew-Mitglied der Flotte wieder vorübergehend in heimischen Gefilden auf. An Bord der U.S.S. Galen reist der holografische Doktor zu einer abgelegenen Sternenbasis der Föderation, die einen sehr ungewöhnlichen Patienten versorgt: einen ehemaligen Borg, der sich bei der Integration der Borg (siehe die „Destiny“-Trilogie) in die Caeliar-Gestalt für die Individualität entschied. Als dem Doktor die Identität des ehemaligen Borg klar wird, versteht er auch dessen Wunsch, nicht in diese höhere Existenzebene aufzusteigen. Denn es handelt sich bei dem Borg um Axum, jenen Mann, mit dem Seven of Nine jahrelang während ihrer Zeit in der inzwischen zerstörten „Unimatrix Zero“ eine Beziehung hatte. Die Genesung von Axum ist aber nicht das einzige Interesse, dass die medizinischen Abteilungen von Sternenflotte und Föderation haben. Sie glauben, dass die Entdeckung dieses Humanoiden dabei helfen kann, eine Seuche zu bekämpfen, die sich auf drei Föderationswelten im Zuge der Borg-Invasion im Jahr zuvor ausbreitet.

Im Delta-Quadranten verblieben sind nur noch zwei Raumschiffe der einstmals viel größeren Full-Circle-Flotte: die Voyager und die Demeter. Auch ein Grund, warum das Angebot an Admiral Janeway zur Übernahme der Flotte zurückgezogen wurde, ist die Tatsache, dass die Flotte in den wenigen Monaten ihrer Mission schon sehr viele Schiffe verloren hat und die Zukunft dieser Mission von einem großen Fragezeichen begleitet wird. Captain Chakotay will der Sternenflotte beweisen, dass diesen Tiefraummission ihre Berechtigung hat und lässt seine Crew nach einer potenziell besonders interessanten Aufgabe suchen, die beim Oberkommando Aufsehen erregen und dem Ruf der Full-Circle-Flotte helfen könnte. Es ist Harry Kim der anregt, einem Rätsel nachzugehen, dem die Voyager bei ihrer ersten Reise durch den Delta-Quadranten begegnet ist. Bei der Kollision mit einem als Verzerrungsring bezeichneten Phänomen (siehe Folge „Die Raumverzerrung“) hat die Voyager große Mengen an Daten von dem Phänomen erhalten. Unverständlich bis vor kurzem, aber Harry Kim, der die Daten in den vergangenen Jahren – sozusagen als Hobby – laufend analysiert hat, hat inzwischen herausfinden können, woher der Verzerrungsring ursprünglich stammte und dass es sich bei der Botschaft damals vielleicht um einen Hilferuf handelte. Chakotay beschließt, dieser Spur zu folgen und Voyager und Demeter gelangen schließlich bis zu einem gewaltigen Tarnfeld, das lange zurückliegende als auch unmittelbar bevorstehende biologische Katastrophen verbirgt.

Fazit: Im Grunde erzählt „Protectors“ drei relativ unabhängige Geschichten. Es gibt ein paar wenige Berührungspunkte, aber im Grunde hat man zum eine kleines Charakterstück rund um Kathryn Janeway, ein medizinisches Problem für den Doktor und eine ganz klassische „Heldenschiff-rettet-Planeten“-Story. Nichts allzu kompliziertes, verschachteltes oder ineinander verwobenes und das ist auch gut so. Denn wenn Kirsten Beyer eine Schwäche offenbart hat, seitdem sie alleine die Geschichten des Raumschiffs Voyager beschreibt, dann dass sie bei zu komplexen Handlungen den Faden verliert – so geschehen bei „The Eternal Tide“ als auch davor in „Unworthy„. Dieses Risiko besteht bei „Protectors“ gar nicht, die Geschichten sind schön geradlinig, es gibt keine Gefahr, dass sich Beyer irgendwo verzettelt. Ganz im Gegenteil kann sie ihre Stärke ausspielen und trifft die Charaktere wie meistens wirklich, wirklich gut – sowohl im Verhalten als auch im Dialog. Jeder Hauptcharakter hat so seine persönlichen Momente oder Handlungsstränge. Seien es Seven of Nine und Counselor Cambridge, die inzwischen eine Beziehung führen; Tom Paris und B’Elanna, die sich auf die Geburt ihres zweiten Kindes einstellen müssen; der Doktor, der während er an dem Problem mit Axum arbeitet gewisse Merkwürdigkeiten an seiner Denkweise entdeckt; Harry Kim, der der neuen Chefingenieurin der Voyager näher kommt. Und natürlich im Fokus steht ganz speziell Kathryn Janeway, die man auf der Erde nicht nur im Büro oder bei Counselor-Sitzungen rumhockend findet, sondern Bekannte, Freunde und Familie besuchen kann. Kahtryn Janeway hat für immer wie eine Arbeitssüchtige gewirkt. Sie mal mit Personen interagieren zu sehen, in deren Nähe man sie normalerweise an Bord der Voyager nicht findet, ist sehr interessant. Vor allem die Passagen in denen Janeway ihre Mutter besucht, haben mir hierbei gut gefallen. Auch der rein freundschaftliche Besuch bei Jean-Luc Picard zählt zu den interessanteren Begebenheiten von Janeways Aufenthalt auf der Erde.

Dass es im nächsten Roman wieder wesentlich komplizierter zugehen könnte, legt „Protectors“ aber auch nahe. Alle drei Schwerpunkte dieses Romans sind im Grunde eine Art Vorarbeit auf das, was noch kommen wird. „Protectors“ setzt vieles in Bewegung, versorgt die handelnden Charaktere mit den nötigen Informationen und sorgt für erste Begegnungen. Aber keine der drei Geschichten dieses Romans wirkt ganz abgeschlossen. Sie verheimlichen gar nicht, dass es weitaus „größere“ Herausforderungen zu bestehen gibt. Das weckt natürlich schon früh das Interesse auf Beyers nächsten Voyager-Roman. Anderseits ist es auch schade, denn „Protectors“ macht sich damit selbst „klein“. Ein Attribut, das mir in Bezug auf die drei wirklich lesenswerten Geschichten wahrscheinlich nicht eingefallen wäre, gäbe es diese klare Aussicht auf die Ereignisse im nächsten (?) Roman.

Bewertung: Ich habe es ja schon vorweg genommen: Die Geschichten, die „Protectors“ erzählt, haben wir mir wirklich sehr gefallen. Größter Kritikpunkt bleibt der etwas zu sehr nach vorne gerichtete Blick. Aber insgesamt war der Roman sehr unterhaltsam und dass obwohl diesmal gar nicht das Ende des Universums bevorstand. 😀 Ich vergebe 5 Sterne.

5stars