Rezension: Comic – Boldly go #13 „I.D.I.C. Part 1“

Eine über ein halbes Jahr verteilt erscheinende 6-teilige Story hat mich einst aus der „Ongoing“-Comicreihe rausgerissen. Damit mir dies nicht auch bei der „Boldly go“-Reihe passiert, habe ich beschlossen, den 6-Teiler „I.D.I.C.“ Ausgabe für Ausgabe zu rezensieren. Abgesehen von der Aufrechterhaltung meiner Aufmerksamkeitsspanne ( 😉 ) gibt es noch zwei weitere gute Gründe, warum man die sechs Teile von „I.D.I.C.“ einzeln rezensieren sollte.

IDW Star Trek Boldly Go #13 IDIC part 1 cover A

Einerseits legt die Story an sich diese Herangehensweise nahe. Die Abkürzung „I.D.I.C.“ (zu Deutsch auch oft „U.M.U.K.“ genannt), beschreibt das vulkanische Prinzip von unendlicher Mannigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen und dieses Prinzip erforscht die Geschichte in Form verschiedenster Paralleluniversum, die aufeinander treffen.

Teil 1 der Geschichte beginnt ganz normal in der Kelvin-Zeitlinie, zu einem Zeitpunkt, als Captain Kirk und Lieutenant Sulu noch an Bord der U.S.S. Endeavour dienen, aber die Fertigstellung der Enterprise-A bereits nahe rückt. Spocks und Uhuras Urlaub auf Neu-Vulkan neigt sich daher dem Ende zu und während Spock über mögliche Entwicklungen in anderen Universen aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen philosophiert, macht sich die Endeavour auf zur Untersuchung einer Anomalie. Und in einem von unendlich vielen Paralleluniversen spielt sich etwas ganz anderes ab!

In diesem Paralleluniversum wird die Enterprise nämlich von Captain Christopher Pike kommandiert. Sein aufmüpfiger Erster Offizier heißt Simon Grayson … und ist der Sohn des Vulkaniers Sarek und von Amanda Grayson. Simon fällt bei Pike in Ungnade, als dieser ihn unter Missachtung der Obersten Direktive von Nibiru mittels Shuttle retten lässt (siehe Prolog-Sequenz von „Star Trek Into Darkness„) und muss sich von seinem besten Freund Dr. McCoy (und einem Drink) darüber und über den Tod seiner Ehefrau Nyota hinweghelfen lassen.

Tja, wenn Simon Grayson in diesem Universum McCoys bester Freund ist, stellt sich die Frage: Was ist aus James T. Kirk geworden? Ganz einfach: Nach der Vernichtung der U.S.S. Kelvin wurde das Shuttle, in dem Kirk geboren wurde, von Klingonen aufgebracht und er als Klingone erzogen. Im Lauf der Jahre wurde aus ihm ein geachteter Krieger (schlicht genannt „Die Waise“), der aber einen Groll gegen Simon Grayson zu hegen scheint. In der Nähe einer Anomalie kommt es zur Begegnung zwischen Kirks Schlachtkreuzer und der von Pike kommandierten Enterprise …

Fazit: „Star Trek“ und speziell die Comics beschäftigen sich nicht zum ersten Mal mit alternativen Zeitlinien, Paralleluniversum und deren Aufeinandertreffen. Teil 1 von „I.D.I.C.“ fängt eine derartige Geschichte sehr geordnet hat. Sie ist nicht gleich von Anfang an ein „Über-Drüber-Abenteuer“, in dem alles möglich ist, sondern bleibt zuerst verwurzelt in der Kontinuität der bisherigen „Boldly go“-Comics. Mike Johnson stellt uns die baldige Wiedervereinigung der Enterprise-Crew in Aussicht, schickt die Endeavour auf den Weg und lässt Spock dem Leser erklären, was es mit dem vulkanischen I.D.I.C.-Prinzip auf sich hat. Das ist einer sehr gute Überleitung, denn direkt im Anschluss wechselt der Rest der Story zu Geschehnissen in einem Paralleluniversum, in dem es schön ist, Captain Pike in Aktion zu sehen.

Johnson hat sich hier einige interessante, abweichende Schicksalpfade für die Hauptcharaktere überlegt. Vor allem Simon Grayson wirkt nach einigen Seiten gar nicht mehr so unwahrscheinlich wie es noch am Beginn den Anschein hat. Und Kirk spielt den Vollstrecker des klingonischen Hohen Rates erschreckend, was dem Leser auch bildlich vor Augen geführt wird. Weiters werden einige Andeutungen eingestreut, die wohl erst in den kommenden Ausgaben ausgeführt werden. Wie der Schluss von Teil 1 schon zeigt, wird es darin dann auch um Paralleluniversen gehen, die sich noch deutlicher von der Kelvin-Zeitlinie unterscheiden werden.

Die Zeichnungen sind ein weiterer Grund, warum es sich anbietet, die einzelnen Teile von „I.D.I.C.“ einzeln zu rezensieren. Ganz dem vulkanischen Prinzip folgend wird jeder Teil von einem anderen Künstler illustriert. Zu Teil 1 steuert Josh Hood die Zeichnungen bei. Soweit ich weiß, hat Hood in letzter Zeit schon ein paar andere „Star Trek“-Comics des IDW-Verlags gezeichnet, aber noch keine der „Ongoing“- oder „Boldly go“-Reihe, weshalb mir sein Stil bislang unbekannt war. Wobei dieser nicht allzu gewöhnungsbedürftig ist. Hoods Zeichnungen sind näher an jenen von Veteran Tony Shasteen als an jenen von Megan Levens – um jene beiden Zeichner zu erwähnen, die zuletzt am häufigsten zum Einsatz kamen. Mehr als ausreichend detailliert und sehr gut akzentuiert und stimmungsvoll. Betreffend Charaktere denke ich, dass er vor allem Zachary Quinto – als Spock wie auch als Simon Grayson – sehr gut trifft und genauso Bruce Greenwoods Captain Pike. Chris Pines Kirk trifft er aber nur ausreichend, der Wiedererkennungswert der restlichen Charaktere liegt irgendwo dazwischen.

Bewertung: Ein sehr gelungener, geordneter Start für eine Geschichte mit dem Potenzial, regelrecht auszuarten. Teil 1 legt einen guten, unterhaltsamen Grundstein, fokussiert sich schön auf zwei Universen und reizt das Multiversum damit nicht gleich von Beginn an aus. Zugleich gibt es einen Cliffhanger, der an eine alternative Realität erinnert, auf die die Crew der Enterprise bereits in der „Ongoing“-Reihe (#29 und #30) traf. Als Leser bleibt man gespannt darauf, was noch kommt und damit erfüllt der Auftakt seinen Zweck perfekt, ohne schon einen ganz großen Paukenschlag zu setzen. Daher erhält „I.D.I.C. Teil 1“ von mir 5 von 6 Sterne.

5stars

Anmerkung: „Boldly go“ wird übrigens nach „I.D.I.C.“ bzw. Ausgabe #18 enden. Mit der Fertigstellung der Enterprise-A soll eine neue Reihe starten (Details wurden von Autor Mike Johnson noch nicht veröffentlicht.) Neustarts mit #1 sind im Comic-Business ja gerne gesehen, aber ich finde es doch schade, dass schon so rasch Schluss ist, auch wenn ich es natürlich auch begrüße, in Zukunft wieder über Abenteuer der auf der Enterprise wiedervereinten Crew zu lesen. Aber nachdem die vorangegangene Reihe „Ongoing“ mit 60 Ausgaben einen Rekord aufstellte und die am längsten ununterbrochen laufende Comicreihe des Star Trek-Franchise war, hatte ich doch gehofft, „Boldly go“ würde etwas länger andauern.

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