Rezension: Comic – Boldly go #5

Nach dem vierteiligen Auftakt der neuen „Boldly go“-Comicreihe, die nach den Ereignissen von „Star Trek Beyond“ ansetzt, folgt nun eine kürzere, sehr persönliche Geschichte über einen sehr beliebten Charakter, der im Kinofilm erstmals auftrat: die tapfere Jaylah, die jahrelang auf sich allein gestellt auf dem Planeten Altamid – voller Plünderer und einer militärischen Macht – überlebte, ehe sie auch dank der Enterprise-Crew dieses Kapitel ihres Lebens abschließen konnte.

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Was auch aufgrund der Kürze eine sehr schlichte biographische Geschichte hätte werden können, ist vor allem stilistisch bemerkenswert. Zum einen, wird Jaylahs Geschichte chronologisch rückwärts in Auszügen erzählt. Die Geschichte beginnt mit dem Wort „davor“ und zeigt Jaylah bei ihrer Entdeckung des Wracks eines Sternenflottenschiffes. Sie ist allein, im Dunkeln geht sie auf die Knie, bricht in Tränen aus und schreit sich die Wut von der Seele. Eine Szene ohne Dialog, auch nicht der Schrei in der Dunkelheit wird illustriert und gerade das Minimalistische an dieser Szene lässt den Leser Jaylahs Verzweiflung spüren und das kleine Bisschen Hoffnung, als sie mit ihrer Hand über eine vertraut wirkende Wandtafel streicht.

Davor: Die Geschichte springt zeitlich etwas zurück, man sieht Jaylah, wie sie mit ihrem Vater aus den Gefangenenlager Kralls auf dem Planeten Altamid entflieht und wie ihr Vater – eine wahrhaftiger Bär von einem Mann, der beeindruckend gezeichnet ist – dabei getötet wird. Erneut davor erleben wir, wir Jaylahs Schwester von Krall und seinem Handlanger geholt wird. Davor ist das Leben noch in Ordnung, wir sehen Jaylah mit Vater und Schwester auf einem interessant gestalteten Raumschiff und wir erfahren, dass ihre Familie Handel betrieb und stets auf sich gestellt nach neuen Geschäftspartnern Ausschau hielt. Die Unabhängigkeit führte aber auch dazu, dass sie lernen mussten, wie sie sich selbst verteidigen können, doch dem Schwarm, dem sie im Orbit Altamids begegnen, sind auch sie nicht gewachsen. Davor erleben wir, wie Jaylah von ihrer älteren Schwester den Umgang mit dem Kampfstock erlernen soll, Jaylah allerdings ihr technisches Talent nutzt und ihre Schwester mit Holografie-Technik zu täuschen versteht. Die folgenden beiden Rückblicke zeigen Jaylah beim Tod ihrer Mutter an Bord des Schiffes und schließlich Jaylahs Geburt, ehe der letzte Abschnitt der Geschichte mit dem Wort „jetzt“ beginnt. Nach Jaylahs Geburt zeigt dieser Abschnitt in einem einzigen großformatigen Panel den Beginn von Jaylahs neuem Leben … an der Sternenflottenakademie.

Fazit: Ich hoffe, ich konnte in der kurzen Inhaltsangabe bereits transportieren, wie sehr mir diese Ausgabe von „Boldly go“ gefiel. Es war die richtige Wahl, sich gegen eine chronologische Erzählung von Jaylahs Lebensgeschichte zu entscheiden. So beginnt man am Punkt größter Verzweiflung und endet am Beginn von etwas Neuem und für diesen Beginn kann man gar nicht anders, als Jaylah am Schluss der Geschichte nur alles Gute für die Zukunft wünschen zu wollen.

Autor Mike Johnsons emotionale Achterbahnfahrt wird hervorragend unterstützt durch Tony Shasteens Zeichnungen. Hier und da findet man – wie bei den meisten Star Trek-Comics – kolorierte Fotos als Grundlage für Hintergründe, aber das stört nicht weiter. Es gibt genügend Panels, in denen der Planet Altamid, Jaylahs ungewöhnliches Heimatschiff, die Charaktere, die Schlacht im Orbit und das All, das das Schiff davor durchstreifte, toll dargestellt werden. Am besten gefielen mir aber eindeutig Anfang und Ende; zuerst die verzweifelte Jaylah im dunklen Wrack und eine entschlossen dreinblickende Jalyah in Kadettenuniform auf dem in Sonnenlicht gebadeten Campus der Akademie.

Bewertung: Ausgabe #5 von „Boldly go“ ist ein kleines Gesamtkunstwerk, dem man die Kürze bzw. Reduzierung auf einen einzelnen Band gar nicht negativ ankreiden kann – auch wenn ich selbst lieber längere Geschichten lese. Und hier muss ich auch anmerken, dass #5 gar nicht so viel Dialog zum Lesen anbietet, aber in den stillen Passagen liegt dank den Zeichnungen so viel emotionale Aussagekraft, dass auch hier kein Manko ensteht. Also ich bin wirklich sehr begeistert von diesem Comic und hoffe, dass die Reihe hin und wieder zu Jaylah zurückkehren wird und wir erleben, wie sie an der Akademie zurechtkommt. Immerhin wissen wir dank Ausgabe #1 ja, dass auch Scotty nun an der Akademie unterrichtet. Auch dies wäre ein guter Grund, diesen Schauplatz erneut aufzusuchen. Ausgabe #5 erhält von mir eindeutig 6 Sterne. Die Geschichte und ihre Umsetzung drückt bei mir genau die richtigen Knöpfe.

6stars

4 Gedanken zu “Rezension: Comic – Boldly go #5

  1. Hallo Markus,

    ich bin immer noch in Dänemark im Urlaub. 🙂
    Das ist auch der Grund warum ich diesen Comic auf dem Smartphone gelesen habe.
    Normalerweise lese ich ja keine Originalausgaben (gut, dieses ist nicht die erste Ausnahme)
    und einen Comic lese ich schon gar nicht in digitaler Form.

    Aber deine begeisterte Rezi hat auch mich begeistert, und so musste ich mir sofort
    die Kindle-Version kaufen.
    Der Comic hat mir dann auch sehr gut gefallen.
    Werde mir aber auf jeden Fall noch das Heft besorgen.

    LG, Frank (und nein, ich habe keine Langeweile 😉 )

    • Freut mich, dass dir der Comic gefallen hat. 🙂 Er ist ein bisschen speziell, recht ungewöhnlich. Aber gerade deshalb ragt er für mich auch aus der Masse heraus. Ich bin schon gespannt, deine ausführlicher Rezension auf deinem Blog zu lesen. Aber bis es soweit ist, genieße deinen Urlaub noch in vollen Zügen! 🙂

      Ach ja: Boldly go #6 habe ich übrigens auch schon gelesen. Den Band würde ich auf jeden Fall nicht so uneingeschränkt weiterempfehlen wie die Jaylah-Story. An Band #6 hat mich doch das eine oder andere gestört. Vielleicht finde ich noch vor dem Wochenende Zeit für eine Rezension, wenngleich ich gar nicht so glücklich bin, wie viele Artikel ich in letzter Zeit in diesem Blog schreibe. Ich lasse einen neuen Artikel gerne mal zwei, drei Wochen oben stehen, ehe ich ihn durch einen neuen runterrutschen lasse und er an Beachtung verliert. Aber in den ersten paar Monaten dieses Jahres ist so einiges zusammengekommen, Ungeplantes hinzugekommen etc. Das muss ich auch erst mal abarbeiten. 😀

  2. Hallo Markus,
    danke für die guten Wünsche. Ich bin jetzt wieder im Lande.

    „Jaylah“ wird bei mir leider nicht zu finden sein, da ich ja nur die deutschsprachigen Comics im Programm habe.
    Ich glaube kaum, dass Cross Cult die „Boldly go“-Reihe bringen wird.
    Tatsächlich wäre ich schon froh wenn die „Ongoing“-Reihe zu Ende geführt wird.

    LG, Frank

    • Die „Ongoing“-Reihe wird sicher noch zu Ende geführt, der nächste Band ist ja schon für September vorgesehen. Insgesamt dürften noch 4 „Neue Zeit“-Bände kommen, dann ist „Ongoing“ abgeschlossen und „Boldly go“ ist da ein logischer Nachfolger.

      Interessant wird es, falls die Graphic Novel Collection von Eaglemoss regulär auf den deutschen Markt kommt. Deren Ausgabe #8 mit „Starfleet Academy“ würde ja auch ein Spin-off von „Ongoing“/“Boldly go“ darstellen, also auch etwas, das sonst CrossCult interessieren würde. „Starfleet Academy“ (ich glaube in 5 Teilen erschienen) will ich mir ohnehin als nächstes mal ansehen, da dürfte es eine Überschneidung mit dem 7. „Boldly go“-Comic geben.

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