Rezension: Comic – „Asterix in Italien“

Seit dem 19. Oktober ist der inzwischen 37. Asterix-Band erhältlich. Wie schon bei den letzten beiden Comics über den tapferen Gallier zeichnen auch für dessen Reise quer durch Italien wieder Jean-Yves Ferri und Didier Conrad verantwortlich.

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Dabei kann man gar nicht so recht von einem „Asterix“-Abenteuer sprechen, denn Auslöser für die Handlung ist eigentlich dessen kräftig gebauter Freund Obelix. Dieser besucht nämlich zusammen mit Asterix und dem von Zahnschmerzen gequälten Methusalix einen großen Jahrmarkt in Vannes (die „CEBIT“, den Markt für celtisches Brauchtum und innovative Technik 😉 ). Auf der Suche nach einem Dentisten macht Obelix halt bei einer Wahrsagerin, die ihm aus der Hand liest und ihm voraussagt, in einem geflügelten Wagen ein Wettrennen zu gewinnen. Wie überraschend, dass der Neu- und Gebrauchtwagenhändler am Markt genau einen solchen Streitwagen anbietet, den Obelix natürlich sofort gegen Hinkelstein-Ratenzahlung erwirbt.

Und noch erstaunlicher wird die Vorhersage der Wahrsagerin, als auf dem Markt auch das große Transcaliga-Rennen verkündet wird. Aus allen Teilen des Römischen Reiches sind Wagenlenker zu einem hochdotierten Etappenrennen eingeladen, das von Modena im Norden der italienischen Halbinsel bis in den Süden zum Vesuv führen soll. Mit der Veranstaltung dieses Rennens will nämlich der für Straßenerhaltung zuständige Senator Bifidus Vorwürfen entgegenwirken, er habe die Gelder für die Straßensanierung in die eigene Tasche fließen lassen. Doch diese Beweggründe interessieren die Gallier gar nicht, ihnen geht es nur darum, ihre „Lieblingsfeinde“ wieder mal zu ärgern und zur Abwechslung mal auf ihrem eigenen Terrain zu besiegen. Doch im Rennen wird Obelix und seinem Co-Piloten Asterix schnell klar, dass der römische Favorit einen größeren Heimvorteil besitzt als nur die Kenntnis der Schlaglöcher auf den maroden Straßen …

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Die Römer arbeiten mit allen Tricks, um die Gäste aus den fernen Provinzen am Sieg zu hindern.

Fazit: Nach dem originellen „Papyrus des Cäsar“ gehen es Ferri und Conrad wieder etwas konventioneller an. Ausflüge in fremde Länder sind für die Gallier aus dem Dorf der Unbeugsamen ja nichts Neues. Auch längere Rundreisen quer durch die Lande haben sie schon einige hinter sich gebracht und sind dabei auch schon öfter unter Leistungsdruck gestanden. Beispielsweise bei ihrer „Tour de France“, während der Asterix und Obelix gallische Spezialitäten gesammelt haben, oder auf der Jagd nach Sesterzen in „Asterix und der Kupferkessel“.

Der Vorwand, unter dem sich die beiden heldenhaften Gallier diesmal in eine solche Situation stürzen, ist weit weniger aufregend. Wurden ihnen früher solche Situationen von den Umständen aufgezwungen, nehmen sie diesmal freiwillig und ohne direkte Provokation oder Herausforderung an einem durchorganisierten Wagenrennen teil, weshalb der Ablauf des Ganzen auch deutlich vorhersehbarer wird. Das schwächt zumindest die Gags nicht – davon gibt es wieder jede Menge, italienischen Besonderheiten werden zur Genüge ausgespielt, seien es die Venezier, die ihre Stadt wegen der Aussicht in einem Sumpf errichten, Parma-Schinken, den in Scheiben zu schneiden Obelix für überflüssig hält, oder ein Mona Lisa-Double. Auch den nächsten Ausbruch des Vesuv zögert Obelix so nebenbei um über 100 Jahre hinaus und auch die Konkurrenten im Rennen aus den Provinzen dürfen bekannte Klischees auf augenzwinkernde Weise bedienen.

Viele Gags zünden, einige scheinen mir hingegen eher für Insider gedacht zu sein (was allerdings recht typisch für Asterix-Comics ist und auch ein wenig deren Reiz ausmacht, sich nach dem Lesen der Geschichten weiter zu informieren). Aber die Spannung ist auf äußerst niedrigem Niveau. Wenn zum Beispiel der römische Favorit auftaucht und dabei einen goldenen Helm trägt, der sein Gesicht verhüllt, dann fragt man sich nur eines: Das Gesicht welches Formel-1-Fahrers wird wohl erscheinen, sobald er den Helm abnimmt? (Anmerkung: Ich habe es richtig erraten. 😉 ).

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Welches Motorsportfans bekannte Antlitz verbirgt sich wohl hinter diesem Helm? 24 Seiten später wird das Geheimnis gelüftet, aber es lässt sich auch erraten.

Aber am enttäuschten war ich doch vom Schluss. Der Ausgang des Rennens und die Siegerehrung wirken dem entgegen, wozu ein Wettrennen eigentlich gut ist. Der „Olympische Gedanke“ war nicht mal in „Asterix bei den Olympischen Spielen“ derart präsent. Die Harmonie am Schluss wirkt leider arg gekünstelt.

Noch ein kurzer aber eigentlich unnötiger Kommentar zu den Zeichnungen: Didier Conrad schließt stilistisch wieder hervorragend an Albert Uderzos Comics an.

Bewertung: „Asterix in Italien“ kann man zu guter Recht als absolut mittelmäßiges Gallier-Abenteuer beschreiben, weshalb ich es auch mit 3 von 6 Sternen benote. Der bisher schwächste Band von Ferri und Conrad, aber er ist dennoch aus humorvoller Sicht unterhaltsam. Wer darauf Wert legt, den Humor in einer spannenden Story verpackt zu sehen, wird aber enttäuscht sein.

3stars

Anmerkung: Seltsamerweise fehlen in „Asterix in Italien“ am Beginn des Bandes die beiden üblichen Seite mit der Vorstellung der Hauptcharaktere und die Karte von Gallien mit der Lupe, die Aremorica vergrößert. Das heißt aber nicht, dass die Geschichte selbst länger wäre. Der Band ist lediglich um diese beiden Seiten kürzer. (Die meisten Asterix-Geschichten enden auf Seite 48, diese auf Seite 46.)

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