Rezension: Comic – Boldly go #18 „I.D.I.C. Part 6“

Das Grande Finale der „I.D.I.C.“-Miniserie und der „Boldly go“-Reihe (und zumindest vorläufig der Kelvin-Universum-Comics) ist erreicht! Doch bereits die vorangegangene Ausgabe hat offenbart, was hinter den sich multiversial überschneidenden Abenteuern verschiedener Varianten der Enterprise-Crew steckt, weshalb auch dieses Review wieder Spoiler zu den früheren Ereignissen der Miniserie enthält.

ST_BoldlyGo18-coverA

In Ausgabe #17 erfuhren wir, dass sich Gary Mitchell nach seinem durch Kirk herbeigeführten Tod in „Ongoing“-Ausgabe #1 zu einem allmächtigen Wesen entwickelt hat und er nun mit seinem einstigen Freund groß abzurechnen gedenkt. Zuerst indem er unendlich viele Versionen von Kirk mit No-Win-Szenarien konfrontierte, was aber nur ein Vorspiel zur völligen Ausrottung aller Kirks im Multiversum darstellen soll. So will er jenen Charakter ausmerzen, der ihm seine einzige Niederlage zugefügt hat.

Doch während Mitchell dafür gesorgt hat, dass Kirks typische Charaktereigenschaften zu dessen Scheitern in den No-Win-Szenarien führte, lässt Mitchell in seiner Selbstüberschätzung zu, dass Kirk ihn auf Augenhöhe herausfordert. Und so überträgt Mitchell einen Teil seiner Kräfte an seinen Widersacher. An einem Schachbrett, das symbolhaft für die Vorgänge in den No-Win-Szenarien steht, versucht Kirk daraufhin mit geschickten Zügen das Blatt zu wenden, indem er beispielsweise seinen McCoy von einem Szenario ins andere transferiert, wo dieser einer bereits tot geglaubten Kirk-Version das Leben rettet. Ähnliche Schachzüge scheinen die Zerstörung oder die Unterwerfung von Planeten durch böse Kräfte aufzuhalten. Doch Mitchell war Kirk im Schach schon immer überlegen …

Fazit: Am Finale überraschte mich besonders, dass nochmals auf die Ereignisse in den drei Universen Bezug genommen wurde, die in Teil 4 von „I.D.I.C.“ einen tragischen Ausgang für drei der Kirks genommen haben. Dies lässt die Miniserie am Schluss nochmals sehr rund erscheinen … und führt den Leser und vor allem Gary Mitchell auf eine falsche Fährte.

Über den Ausgang der Geschichte will ich an dieser Stelle keine Details verraten, nur so viel dass es mich sehr zu überraschen vermochte, wie Kirk hier mit unendlich vielen No-Win-Szenarien umgeht und welchen Schluss er daraus zieht, mit dem er schließlich die Oberhand gewinnt. Sein Einsatz ist dann doch etwas hoch, muss ich sagen. Meiner Meinung nach lag in seiner Lösung doch sehr viel Ungewissheit. Anderseits galt dies auch für das tolle Finale von „The Next Generation“, an das ich mich am Schluss des Comics durchaus erinnert fühlte. Wie dort erfolgt eine gewisse Art von Aussöhnung zwischen einem übermächtigen Wesen und einem Sternenflotten-Captain und wie Picard erhielt auch Kirk während dieses Abenteuers einen kleinen Einblick in andere Möglichkeiten der Existenz.

Für das Finale holte sich Autor Mike Johnson erstmals im Rahmen der Miniserie Unterstützung durch Co-Autor Ryan Parrot. Alles in allem kommt die 6-teilige Story aber wie erwähnt trotz so vieler Charaktere aus den unterschiedlichsten Universen sehr rund rüber. Etwas erstaunlich ist jedoch, dass gerade im letzten Teil von „I.D.I.C.“ mit Josh Hood jener Zeichner zum Zuge kam, der bereits Teil 1 illustriert hatte. Bislang war man hier dem vulkanischen Prinzip der „unendlichen Mannigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen“ gefolgt. Schon in Teil 1 wussten Hoods Zeichnungen zu gefallen und ich finde, dass er diesmal auch Kirk besser getroffen hat. Ebenfalls sehr gut getroffen hat er den Freizeitraum der Enterprise, in dem Kirk und Mitchell in „Ongoing #1“ Schach gespielt haben. Dazu bot sich Hood die Möglichkeit, einige sehr spektakuläre Panels zu zeichnen. Ein Fehler bei der Kolorierung durch Jason Lewis ist mir aufgefallen: eine der weiblichen Spock-Varianten ist Captain und trug bislang eine goldene Kommandouniform. Lewis zeichnete die Uniform jedoch blau. (Lewis arbeitete wie Hood bislang nur an Teil 1 der Miniserie, wo am Schluss ein anderer weiblicher Spock-Charakter auftrat, der noch Erster Offizier war. Dies könnte eine Erklärung für diesen kleinen Fehler sein.)

StarTrek_BoldlyGo_picture

Das vulkanische „Shuttle“ ist natürlich klar inspiriert von der Surak-Klasse aus der Serie „Enterprise“, einem meiner Lieblings-Schiffsdesigns.

Bewertung: Das „I.D.I.C.“-Finale hat mich etwas auf dem falschen Fuße erwischt. Ich hatte erwartet, dass sich Kirk und Mitchell von Panel zu Panel in anderen Zeitlinien und Universen wiederfinden und nur dort Vorhandenes nutzen, um sich irgendwie auszutricksen und ihre Pläne zu unterbinden. Dies geschieht zwar durchaus, aber doch in deutlich anderer Form. Aber dass die beiden metaphorisch über einem Schachbrett brüten und wir vorrangig nur die drei Universen mitbekommen, die bislang im Mittelpunkt standen, war wahrscheinlich der Überschaubarkeit halber sogar eine recht vernünftige Reduzierung. Auch wenn die Geschichte dadurch nicht mit einem so großen, fantasievollen Spektakel endet, wie ich es mir vorgestellt hätte. Dafür ist die letzte Seite ein bittersüßer Rückblick in ein anderes Universum und dem Abschluss einer Comic-Reihe würdig. Da ich aber doch ein bisschen „mehr“ erwartet hätte, gebe ich Teil 6 von „I.D.I.C.“ und auch der Miniserie als Gesamtes 5 von maximal 6 erreichbaren Sternen.

5stars

Anmerkungen: 

ST_BoldlyGo18-coverBMit Ausgabe #18 endet die „Boldly go“-Reihe, in der es um die Abenteuer der Enterprise-Crew vor der Indienststellung der NCC-1701-A ging. Ein alternatives Cover zu dieser Ausgabe zeigt Kirk, Spock und Uhura, wie sie die Fertigstellung ihres neuen Schiffes beobachten (das auf diesem Cover übrigens fälschlicherweise von der ursprünglichen Enterprise gedoubelt wird und auf Kirks PADD ist ebenfalls die stilisierte Silhouette der erste Kelvin-Enterprise nach dem Refit vor „Beyond“ zu sehen.)

Bis die Pläne für einen Fortsetzung des Kelvin-Universums auf der Leinwand konkreter werden, pausiert der Verlag IDW vorerst mit weiteren Comics zu dieser Zeitlinie. Es gibt aber noch ein paar Ausgaben von „Ongoing“, die ich noch nicht gelesen habe wie auch die Miniserie „Manifest Destiny“, die 2016 einen eigenen „Countdown“-Comic zu „Beyond“ ersetzte. Diese Geschichte werde ich im Lauf der Zeit hoffentlich nachholen und hier an dieser Stelle rezensieren können.

Hinterlasse einen Kommentar