Rezension: Comic – Ongoing #59 + #60 „Connection“

Es ist schon eine Weile her, dass ich ein Star Trek-Comic der „Ongoing“-Reihe reszensiert habe. Während meiner zweijährigen Comic-Auszeit ist die Reihe ihrer Bezeichnung gerecht geworden, munter voran geschritten und hat kürzlich mit dem Zweiteiler in den Ausgaben #59 und #60 ihr Finale erlebt und zugleich 50 Jahre „Star Trek“ mit einer besonderen Story zelebriert.

Captain Kirk erwacht eines morgens in seinem Quartier auf der Enterprise – jedoch nicht in der ihm vertrauten Umgebung. Alles sieht ein wenig anders aus, der Raum, seine Uniform, die Korridore, der Turbolift, die Brücke … und sämtliche Personen, auf die er trifft. Sie alle sehen vertraut und doch anders aus, reagieren auf Kirk jedoch völlig normal, was auch kein Wunder ist, denn sein Spiegelbild verrät ihm, dass auch der Captain der Enterprise nicht ganz so aussieht, wie er es gewohnt ist. Da Kirk seiner Verwirrung deutlich Ausdruck verleiht, schickt Doktor McCoy den anscheinend fantasierenden Captain mittels Hypospray wieder ins Reich der Träume, woraufhin dieser wieder in seiner ihm vertrauten Umgebung erwacht … zweimal!

Denn nicht nur ein James T. Kirk hatte sich plötzlich in einer „falschen“ Umgebung wiedergefunden, sondern zwei. Es fand ein kurzzeitiger Bewusstseinsaustausch über Zeitlinien statt, der mit der Entdeckung einer Raum-Zeit-Anomalie einherging. Je länger in beiden Zeitlinien die Enterprises in der Nähe der Anomalie verweilen um sie zu erforschen, desto häufiger werden die Austäusche, die nicht nur Captain Kirk allein betreffen. Einer der Mister Spocks ist doch recht erstaunt, als er im Bett neben Lieutenant Uhura erwacht und Mister Scott erkennt weder seinen Maschinenraum noch seinen Assistenten Keenser wieder. Als die beiden Enterprise-Crews schließlich begreifen, dass es sich bei der Anomalie um eine zwischen zwei Zeitlinien festsitzende Lebensform handelt und dieser Umstand droht, das Raum-Zeit-Gefüge beider Zeitlinie zu zerstören, müssen die beiden Crews auch während der Bewusstseinstäusche zusammenarbeiten, um einen Weg zu finden, das Wesen zu befreien.

Fazit: „Connection“ ist ein wirklich sehr unterhaltsames Crossover der klassischen und neuen Enterprise-Crew. Die Reaktionen der gewechselten Charaktere auf die Gegebenheiten in der jeweils anderen Zeitlinie ist oft sehr witzig, vor allem wenn die Scottys überwechseln. Vorangetrieben wird die Story auch mit erheblichem Tempo dadurch, dass man als Leser sozusagen parallel die Erlebnisse in beiden Zeitlinien miterlebt, wie untenstehende Panels hoffentlich illustrieren können.

Auch während dieser parallelen Geschehnisse erhält man als Leser den Eindruck von „ähnlich aber anders“, den die Charaktere haben, so sind zum Teil die Texte inhaltlich gleich, aber unterschiedlich formuliert. Rund zwei Drittel der Geschichte sieht man solche geteilten Seiten, die zumeist die selben Charaktere und die selben Umgebungen zeigen, sich aber durch den unterschiedlichen visuellen Stil unterscheiden. „Visuell“ ist auch das Stichwort für das größte Manko der Geschichte: Die Tatsache, dass die Charaktere in den beiden Universen unterschiedlich aussehen!

Natürlich ist es der große Reiz dieses Comics, alte und neue Crew miteinander zu zeigen und sie in einem Comic zeichnerisch auch entsprechend so darzustellen, damit ein William Shatner, ein Chris Pine, ein Leonard Nimoy und ein Zachary Quinto eindeutig wiedererkennbar sind – das gelingt Zeichner Tony Shashteen wirklich gut. Aber es wäre sinnvoller gewesen, wenn das unterschiedliche Erscheinungsbild der Charaktere nicht inhaltlich angesprochen worden wäre, da dies Szenen aus „Star Trek“ (2009) widerspricht. In diesem Film hatte der alte Spock (dargestellt von Leonard Nimoy) kein Problem, Kirk und Scotty (Chris Pine und Simon Pegg) im neuen Universum auf Sicht sofort zu erkennen. Unabhängig davon, dass sie von neuen Darstellern gespielt wurden, sollte man also davon ausgehen, dass sich die Charaktere in den unterschiedlichen Zeitlinien nicht physisch unterscheiden – genauso wie es bei so ziemlich jeder anderen Neubesetzung eines bereits etablierten Charakters in Film und Fernsehen der Fall ist. Dies ist leider ein kleiner Fauxpas, der Autor Mike Johnson unterlaufen ist.

Bewertung: Dennoch macht die Story sehr viel Spaß beim Lesen, was vielleicht den einen oder anderen erstaunt, immerhin geht es in der Geschichte darum, dass sich jede halbe Seite die Handlung wiederholt. Während die eigentliche Story rund um das Anomalie-Wesen recht lapidar aufgelöst wird, geht es im Zusammentreffen der Crews nicht darum, was geschieht, sondern wie es geschieht. Darum, wo die kleinen – und manchmal großen – Unterschiede liegen und wie die Reaktionen darauf ausfallen. Hier hat Autor Mike Johnson keinen Fehler gemacht, die „Stimmen“ der Charaktere hervorragend getroffen wie auch die gezeichneten Figuren großen Wiedererkennungswert haben. Der vorhin erwähnte Fauxpas bleibt jedoch als Minus-Punkt stehen, so dass ich „Connection“ mit 5 von 6 Sternen bewerten muss. (Oder mit 6 Sternen, wenn ich mich davon überzeugen, kann, die Wahrnehmung der Charaktere wäre durch die Anomalie verzerrt worden. 😉 )

5stars

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Die letzte Seite von Ongoing-Comic #60

Ausgabe #60 ist die letzte Veröffentlichung der „Ongoing“-Reihe des Verlags IDW und somit endet auch die längste ununterbrochene Star Trek-Comicreihe aller Zeiten, die im Jahr 2011 startete und auch mehrere Ableger hatte wie „Countdown„, „Countdown to Darkness„, „Khan“ und „Manifest Destiny“.

Jedoch sind die Abenteuer von Captain Kirk & Co in der neuen Zeitlinie noch nicht zu Ende erzählt, startet doch schon im Oktober 2016 die nächste Reihe im neuen Star Trek-Universum (seit kurzem als „Kelvin-Zeitlinie“ bekannt), die den Titel „Star Trek – Boldly go“ trägt und an den Kinofilm „Star Trek Beyond“ anschließen wird.

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