Rezension: Comic – „Star Trek: Picard – Countdown“

Sogenannte Countdown-Comics sind im Star Trek-Franchise nichts Neues. Es gab solche mehrteiligen Comics bereit zum elften und zum zwölften Star Trek-Kinofilm. Der jüngste Countdown-Comic stimmt nun auf die neue Serie „Star Trek: Picard“ ein, ist dafür aber etwas spät dran. Der dritte und abschließende Band des Comics erschien nämlich erst einige Tage nach dem Start der Serie.

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Wie schon die beiden vorherigen Countdown-Comics ist auch dieser von einem der Produzenten mitgeschrieben worden. Kirsten Beyer – die auch für ihre Voyager-Romane bekannt ist – gesellte sich zu Mike Johnson, der mittlerweile zum Stammautor von Star Trek-Comics geworden ist, der in den vergangenen 10 Jahren wohl den Großteil aller neuen Star Trek-Comics geschrieben hat.

Die Story, die Beyer und Johnson ersonnen haben, spielt größtenteils im Jahr 2385. Die Sternenflotte der Vereinigten Föderation der Planeten hat Wind davon bekommen, dass den Romulanern die Auslöschung durch eine Supernova droht. Die sehr misstrauischen und isolationistischen Romulaner hätten diese Tatsache gerne für sich behalten, aber da das Geheimnis nun bekannt ist, arbeiten sie mit der Sternenflotte zusammen, um Romulus und alle anderen romulanischen Welten im Wirkungsbereich der Supernova zu evakuieren.

Auf dem Mars leitet Commander Geordi LaForge auf der Utopia Planitia-Werft den Bau der Evakuierungsschiff, deren erste Tranche fast fertig ist. Parallel dazu ist sein früherer Captain auf der Enterprise – Jean-Luc Picard – nun als Admiral auf der U.S.S. Verity und bereitet im Romulanischen Imperium die Umsiedelung vor. So steuert die Verity auch den Planeten Yuyat Beta an, der sich im äußeren Wirkungsbereich der Nova befinden wird, um mit der dortigen romulanischen Gouverneurin Shiana die Evakuierung der 10.000 Einwohner zu planen. Zu Picards eigener Überraschung läuft das Gespräch anfänglich sehr gut. Auf Yuyat wirken die Romulaner etwas entspannter und weniger Geheimniskrämerisch und die Welt selbst wird für die Landwirtschaft genutzt. Sogar eine Art Weintraube wird dort angebaut, was natürlich das Interesse von Picard weckt – genauso wie die Einheimischen auf Yuyat, die von den Romulanern als Zwangsarbeiter genutzt werden.

Die Romulaner auf Yuyat sind weniger geheimniskrämerisch, aber dafür auch gnadenlos direkt: Die Zahl der 10.000 zu evakuierenden Personen bezog sich nur auf die Romulaner. Die vier bis fünf Millionen einheimischen Yuyati sollen ihrem Schicksal überlassen werden. Selbstverständlich wehrt sich der stets integere Admiral Picard gegen diese Vorgehensweise – weshalb er zusammen mit seiner Ersten Offizierin im Kerker landet und die Romulaner versuchen, die USS Verity unter ihre Kontrolle zu bekommen …

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Die USS Verity ist das neue Kommando von Admiral Picard. Ihr Design entspricht der Enterprise-F im Spiel „Star Trek Online“. Die Enterprise-E dürfe einer Andeutung zufolge aber im Jahr 2385 immer noch im Dienst sein.

Fazit: Für alle, die sich vielleicht schon wundern, gleich vorweg eine Klarstellung: Dieser Countdown-Comic widerspricht inhaltlich jenem zum 11. Kinofilm, der ja ebenfalls die Vorgeschichte zur Vernichtung des Planeten Romulus erzählte. Unabhängig davon, wer sie schreibt, sind Comics und Romane bei „Star Trek“ sozusagen Freiwild, wenn eine neue Idee aufkommt. Der neue Countdown-Comic ist jedenfalls nur relevant als Vorgeschichte zur neuen Serie (hierzulande auf Amazon Prime Video zu sehen) .

Angesichts der gewaltigen Bedrohung durch die Supernova, erzählt der Picard-Comic allerdings eine relativ „kleine“ Geschichte, die reduziert bleibt auf die Geschehnisse auf Yuyat Beta und wie der Admiral diese Querelen auflösen kann. Dabei fand ich Picard sehr gut getroffen, man merkt ihm stets das Bemühen an, die Situation diplomatisch zu lösen, aber erwartungsgemäß rennt er damit gegen eine unnachgiebige Wand an und wird auch relativ rasch durch die Romulaner schachmatt gesetzt. Aus dem Kerker entkommen kann Picard erst durch die Hilfe zweier abtrünniger Tal’Shiar-Agenten, die wir in der ersten Folge der neuen Serie bereits gesehen haben: Laris und Zhaban.

Bislang kam es in der Serie noch nicht zur Sprache, aber es ist für Picard wahrscheinlich kein Nachteil, dass ihm loyale Geheimagenten mit ihrer Erfahrung in romulanischen Angelegenheiten loyal zur Seite stehen. Der Comic etabliert sehr nachvollziehbar, wie es dazu kam, dass sich Picard und die beiden Romulaner auf Yuyat verbündeten und warum sie später für ihn als Zivilisten arbeiten.

Allerdings ist die Situation selbst, in der dieses Bündnis entsteht, ziemlich stark konstruiert. Wie man gegen Ende des Comics erfährt, ist es kein Zufall, dass sich zwei Geheimagenten auf Yuyat auhielten. Der romulanische Geheimdienst hat seine Agenten strategisch platziert, um die Hilfsmission der Föderation zu sabotieren. Warum? Nun, das wird lediglich über das klischeehafte allgemeine Misstrauen der Romulaner gegenüber anderen Spezies erklärt. Es passt zwar in den Narrativ der Geschichte und doubelt die Einstellung der Romulaner gegenüber den Yuyati, aber richtig sinnvoll ist es nicht, dass die Romulaner jene Mission sabotieren wollen, die die beste Chance für das Überleben des romulanischen Volkes darstellt. (Nach Sichtung der ersten Folge der Serie stellt sich die Frage, ob der Tal’Shiar vielleicht auch irgendwie im Hintergrund in den darin beschriebenen Angriff auf den Mars und auf die Evakuierungsflotte verwickelt war.)

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Der entscheidende Streitpunkt, der zum Konflikt im Comic führt: Die Romulaner wollen nicht, dass die Yuyati zugunsten „romulanischer Leben“ evakuiert werden.

Gezeichnet wurde der Comic von Angel Hernandez. Von ihm kannte ich bisher bereits einen Comic der „Boldly go“-Reihe und das 2018er Annual zu „Star Trek: Discovery“. Zusammen mit Koloristin Joana Lafuente hat er auch in diesem Comic einen sehr soliden visuellen Stil durchgezogen. In Nahaufnahmen wie bei seinen anderen Werken etwas weniger detailliert, als man es vielleicht erwarten würde – aber es gibt auch Ausnahmen, wie z.B. die Auftakt-Panels des 3. Teils, in dem Picards bisheriges Leben auszugsweise dargestellt wird. Hernandez‘ Herangehensweise kann man wohl am besten so beschreiben, dass er von Anfang bis Ende grundsolide Arbeit abliefert, aber besondere Szenen durch höheren Detailgrad verstärkt. Ich denke, dass ist eine sehr legitime Herangehensweise. Besonders gut gefiel mir auch das Panel, in dem sich zwei romulanische Warbirds enttarnen.

Bewertung: Wie oben erwähnt, ist ein Teil der Story schon etwas weit hergeholt. Vielleicht erfährt man im Lauf der Serie noch mehr, aber den Eindruck bekam ich nicht. Die drei Bände von Picards Countdown-Comic erzählen ein abgeschlossen wirkendes, kleines Abenteuer. Es ist okay, 4 Sterne wert, aber auch nicht mehr. Auffallend waren im 3. Teil auch zwei auffällige Schreibfehler.

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